17.08.2024, Lokalredaktion
Im Sommer 2026 geht es los: Das Unternehmen KRONOS TITAN in Nordenham nutzt ab dann gereinigtes Abwasser der städtischen Kläranlage für verschiedene Anwendungen, unter anderem für die Filtration und die Dampferzeugung, bei der Herstellung von Titandioxid-Pigmenten und Grünsalzen für die Abwasseraufbereitung. KRONOS kann damit seinen jährlichen Trinkwasserbedarf um bis zu 500.000 Kubikmeter reduzieren. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten am Freitag Werkleiter Carsten Büsing und Karsten Specht, Geschäftsführer des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV).
Bis zum Start gibt es noch einiges zu tun: Auf seinem Grundstück an der Flagbalger Straße – in Sichtweite der Kläranlage – errichtet der OOWV eine Anlage, die durch Ultrafiltration und Umkehrosmose das Brauchwasser in der benötigten Qualität zur Verfügung stellt. Dieses wird durch eine eigene Leitung fließen, die von dort auf einer Länge von rund 5,5 Kilometern bis zum Gelände von KRONOS TITAN verlegt wird. Die Kosten für beide Maßnahmen werden mit 17,5 Millionen Euro kalkuliert. Baubeginn ist im Herbst.
„Die Wiederverwendung von kommunalem Abwasser für industrielle Zwecke trägt entscheidend dazu bei, das Grundwasser als Trinkwasserressource zu entlasten“, betonte Karsten Specht. Der OOWV forsche daran bereits seit zehn Jahren und greife dabei auch auf die Kompetenz der Industriewasserversorgungsgesellschaft Nordwest-Niedersachsen (IWAG) zurück. Dabei handelt es sich um eine hundertprozentige OOWV-Tochter, die sich unter anderem speziell um die Wasserversorgung von Industriebetrieben kümmert. Karsten Specht dankte der Stadt Nordenham und dem Unternehmen KRONOS TITAN, diese Arbeit als Partner zu unterstützen.
„Die Stadt Nordenham hierbei in einer Vorreiterrolle in der Region zu sehen, erfüllt mich mit Freude“, sagte hierzu Bürgermeister Nils Siemen. Eine Pilotanlage, die dazu diente, die Machbarkeit zu untersuchen („MULTI-ReUse“), befand sich monatelang auf dem Gelände der städtischen Kläranlage und wurde von deren Mitarbeitenden mitbetreut. „Wir waren von Anfang an von der Idee begeistert und unsere Abteilung Plant Development hat das Projekt permanent begleitet. Diese Maßnahme ist für uns ein wesentlicher Baustein in der Nachhaltigkeitsinitiative am Standort Nordenham“, unterstrich Carsten Büsing das gleich zu Anfang dagewesene Engagement von KRONOS TITAN, Grundwasser zu schonen.
Die künftige Nutzung des Brauchwassers entlastet in erster Linie das OOWV-Wasserwerk Großenkneten (Landkreis Oldenburg), welches die Wesermarsch zum Großteil versorgt. Die Aufbereitungsanlage an der Flagbalger Straße wird in der Lage sein, rund 1,1 Millionen Kubikmeter Brauchwasser pro Jahr abzugeben, was in etwa der Menge an Trinkwasser entspricht, die in zwölf Monaten so viele Menschen nutzen wie in Nordenham leben. „Das eröffnet interessierten Betrieben neue Möglichkeiten – auch solchen, die sich vielleicht bei uns ansiedeln möchten“, unterstrich Nils Siemen. „Das zeigt einmal mehr: Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung einer Region ist stark vom Wasser abhängig“, sagte Karsten Specht.
Das Vorhaben in Nordenham bezeichnete Olaf Sonnenschein, OOWV-Regionalleiter im Landkreis Wesermarsch, in seiner Größenordnung als „einmalig in Deutschland“. OOWV-Projektleiter Ingo Schuster sieht die Wasserwiederverwendung als „künftig festen Bestandteil einer nachhaltigen Wasserversorgung“.
Die Anlage und die Leitung in Nordenham realisiert der OOWV mit Enviro Chemie aus Rossdorf in Hessen – einem Unternehmen, welches spezialisiert ist unter anderem auf ressourcenschonende Anlagen zur Abwasserbehandlung und Wasseraufbereitung. (pm/lr)
Foto: Heiko Poppen/OOWV – Unterzeichneten im Beisein von Nordenhams Bürgermeister Nils Siemen (rechts) den Brauchwasserlieferungsvertrag (von links): Carsten Büsing (Werkleiter KRONOS TITAN) und Karsten Specht (Geschäftsführer Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband).