Sie können uns unterstützen

31.07.2024, Lokalredaktion
Der Anblick der 96 niederländischen Fliesen inmitten des Schiffahrtsmuseums Unterweser ist schon beeindruckend. Ein tolle Sammlung, die jetzt Dr. Christine Keitsch, Leiterin des Museums als Schenkung von dem Theologen und Kunsthistoriker Dr. theol. Dietrich Diederichs-Gottschalk in Empfang nehmen konnte. Diese Fliesen entstammen einer rund 40 Jahre andauernden Sammlung von Dietrich Diederichs-Gottschalk und seiner Ehefrau Felicitas. Da diese vor zehn Monaten verstorben ist, trennt sich der Sammler jetzt von einigen gemeinsamen Projekten. „Für mich haben ein Großteil dieser Projekte jetzt ihre Seele verloren.“ Mit diesen historischen Fliesen aus der Zeit 1640 bis 1700 und zeigen vielfältige und sehr seltene Motive wie mythologische Seewesen, Fische und Schiffe.

Die Fliesen stammen in erster Linie aus Ostfriesland, vor allem aus Norden, Emden, dem Jeverland und sogar aus Bramen. Dort konnte der Sammler aus Häusern, die abgebrochen worden, teilweise noch gut erhaltene Fliesen erhalten oder hat sogar Schutt aufgekauft, um die Fliesen, wie Puzzles, zusammen zu setzen und sie zu erforschen. „Mein Vater war Restaurateur und wir haben daher auch immer wieder Fliesen erhalten.“ In den letzten 20 Jahren spielte auch das Internet eine große Rolle für den Sammler, der einige Fliesen über Verkaufsportale erworben hat.
Die Fliesen, die alle im calvinistischen Teil der Niederlande entstanden sind, haben nahezu alle sehr mythische Abbildungen, wie beispielsweise Furien mit Klauen und Flügeln, Seeschlangen, Fortuna, Krabben als Seewesen oder Seeungeheuer mit einem Schlangenschwanz (Melosine). „Die niederländisch-flämische Malerei ist voll dieser mythologischen Wesen und endet etwam im 18. Jahrhundert“, erklärt Dietrich Diederichs-Gottschalk.
Aber auch Spottbilder, prächtige Schiffe, Tritonendarstellungen mit Muschelhorn und auch Kronos finden sich als Abbildungen auf den Fliesen, die allesamt in dem typischen Blau auf Weiß gemalt sind.
„Wir freuen uns außerordentlich über diesen großartigen Schatz, der wie eine Entdeckungsreise durch die Geschichte ist“, so Museumsleiterin Dr. Christine Keitsch. „Zudem kommt diese Sammlung in einem wunderbar passenden Moment zu uns, denn das Schiffahrtsmuseum Unterweser plant aktuell die neue Sonderausstellung für das Jahr 2025. Darin wird es um Mythologische Seewesen gehen. Die Fliesen werden die geplante Ausstellung hervorragend ergänzen.“ Ursprünglich wollte Dietrich Diederichs-Gottschalk die Sammlung der Stadt Norden vermachen, doch diese hatte keinen adäquaten Platz zur Verfügung, so dass das Schiffahrtsmuseum in den Genuss der Schenkung kam.
Die Schenkung an das Schiffahrtsmuseum umfasst auch eine original Kupferstichkarte des Nürnberger Kartographen und Verlegers Johann Baptist Homann von der Weihnachtsflut 1717. Die Karte, 1. Auflage, stammt aus dem Frühjahr 1718 und ist in der Topographie nicht ganz realistisch. So fehlt unter anderem die Insel Juist. Dennoch hat sie ihre ursprüngliche Colorierung und es gibt es keine Partie, die nachkartiert wurde. Vermittelt wurde die Schenkung durch Dr. h.c. Björn Thümler MdL der an der Übergabe ebenfalls teilnehmen wird.

Dietrich Diederichs-Gottschalk, der sich dem Schiffahrtsmuseum sehr verbunden fühlt, sagte auch spontan zu, einen Vortrag zu den Fliesen zu halten und kündigte dann auch gleich noch eine nächste Schenkung an: eine Stuhluhr aus der Zeit von 1710 bis 1720. „Die Uhr ist ein Meisterstück, restauriert und läuft“, sagt Dietrich Diederichs-Gottschalk. Sie hat noch das Original Zifferblatt, es sind Blumen haltenden Frauen mit Fischschwanz (Melosinen) darauf zu sehen. Fotos und Text: Kerstin Seeland