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07.05.2025, Lokalredaktion
Kunstpädagogin Meike Janßen stellte Soenke Thaden in einem Künstlergespräch vor. Er präsentiert seine Ausstellung „Palmen und Fische“ in der Seefelder Mühle. Die Ausstellung wird noch bis zum 22. Juni 2025 zu den Öffnungszeiten zu sehen sein. Eröffnet wurde die Ausstellung am Freitag und Meike Janßen stellte dem zurückhaltenden Künstler eine Reihe von Fragen.
War die Kunst schon immer Deine große Leidenschaft, wie war Dein Weg nach Leipzig?
Der Künstler wurde 1987 in Sande geboren, studierte von 2009 bis 2011 an der HKS Ottersberg und setzte ab 2011 sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig mit dem Schwerpunkt Malerei/Grafik fort. 2017 schloss er sein Diplom mit Auszeichnung ab und erlangte im September 2019 seinen Meisterschülerabschluss bei Prof. Annette Schröter.
Unter Palmen, eine Serie auf der es immer wieder Palmen zu sehen gibt. Was reizt Dich an ihnen? Ist es die Sehnsucht nach dem Urlaubsparadies? Die Sehnsucht nach der Insel mit den Palmen und dem türkisblauen Wasser?
Palmen sind etwas Dekoratives, wecken natürlich auch Urlaubserinnerungen und stehen für die Sehnsucht nach der Nähe zum Meer.
Welches Farbmittel bevorzugst Du und warum?
Ich male gerne mit Acrylfarbe, da sie schnell trocknet und ich Korrekturen leicht vornehmen kann. Ölfarben sind zwar vielfältig in der Anwendung, aber der Trocknungsprozess ist langwierig ist undes gibt es immer viele Zwischenschritte.
Skizzierst Du in und vor der Natur? Wie wird ein Bild geboren?
Ich gehe dabei von einer Zeichnung aus, einer Vorlage in schwarz-weiß oder einer Fotografie im A4-Format. Damit spiele ich und setze zwei Hälften zusammen. Zunächst wird das Muster gesetzt und dann der Rest hinzugefügt. Jedes Bild ist ein Prozess, ein Kampf, eine Auseinandersetzung.
Bei den Fischen ist es ein Fressen und Gefressen-werden. Du bist Angler, was begründet deine Affinität zu den Wesen des Wassers? Wie kommt Hieronymus Bosch Fisch, der etwas verschlingt, zu Dir?
Die Fische von Hieronymus Bosch reizen mich, aber ich nehme mir auch Henri Rousseau als Vorbild, seine Urwälder, Tiere, die sich gegenseitig auffressen, im Kleinen und vor großer Kulisse.
Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama überzieht Papier und Leinwände mit Tupfen, Anette Schröter, die Professorin bei der du den Meisterschüler gemacht hast, arbeitet in ihren großformatigen, farbintensiven Papierschnitten ornamental oder auch mal mit einem Pepitamuster. Bei Dir sind es häufig Raster oder Liniengefüge. Was macht den Reiz des „musterhaften“ Arbeitens aus?
Raster oder Liniengefüge, Rhythmus und Wiederkehr: das schafft Ordnung im Bild und ist eine Ausgangsvoraussetzung. Das Muster folgt dem Prinzip der Vereinfachung von Komplexität. Mit dem Muster schaffe ich eine spannende Fläche als Untergrund. Das Muster wirkt beruhigend, die Angst vor der leeren Leinwand wird genommen. „
„Die Realität ist bei Henri Rousseau nicht abbildhaft, sie ist vielmehr ein Traum. Die einzelnen Elemente seiner Bilder sind idealisiert und dennoch vereinfacht. Sie treten unverbunden und überraschend nebeneinander. Der Hintergrund ist genauso scharf gesehen wie der Vordergrund. Rousseau liebte klare Konturen und harte Kontraste ohne Übergänge. Er verwendete leuchtende Farben ohne Schatten, doch war seine Palette reich an farblichen Nuancen. In einem Bild schimmert der Urwald in mehr als fünfzig Grüntönen. Rousseaus Motive wurden teilweise vom botanischen Garten in Paris inspiriert. Gehst Du zum Zeichnen in den botanischen Garten?
Leipzigs Botanischer Garten, der Zoo, das Naturkundemuseum bieten Möglichkeiten zur Betrachtung und zum Fotografieren – sozusagen als Ideengrundlage. In der zeichnerischen Strenge, die Rousseau hatte, darin finde ich mich wieder und auch von der Auffassung her sehe ich mich ihm nahe.
Wie kommst Du zu deinen Bildmotiven? Invasive Arten, seien es nun Pflanzen oder Tiere wecken Dein Interesse. (Nandus, Riesenbärenklau, Tigermücke, Wollhandkrabbe)?
In der Problematik, die diese Arten mit sich bringen, spiegelt sich das Mensch-Tier-Verhältnis, der Klimawandel. Während man in China die Wollhandkrabbe als Delikatesse wiederhaben möchte, sie also als Nützling gilt, wird sie seit ihrer Einwanderung um 1910 in Deutschland als Schädling betrachtet. Auch Nandus, die häufiger in meinen Bildern vorkommen, sind z.B. in Mecklenburg-Vorpommern, wo etwa 200 von ihnen aus einer Zucht ausgebrochen sind, gelten als invasive Art.“
Die Technik deiner Malerei hast Du uns erläutert, eine zweite Technik, die Dir wichtig ist, ist die der Radierung. Die Bearbeitung der Platten erfordert viel Ausdauer, vom Können ganz zu schweigen und auch handwerkliches Geschick. Wir würden uns freuen, wenn Du die Entstehung dieser Graphik beschreiben könntest.
Der Künstler erläutert die einzelnen, aufwändigen Arbeitsschritte. Dazu bringt Meike Janßen ein Zitat von Karl Valentin: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.
In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt Soenke Thaden sich mit Darstellungen von Tieren und Pflanzen. Mit der Motivik einhergehende Muster und Strukturen helfen bei der Konstruktion der Bildgefüge. Seit einiger Zeit steht für ihn die Radierung als künstlerische Ausdrucksform im Vordergrund.
Ein besonderes Merkmal der Technik ist die Prägung des Papiers durch den Druckvorgang.
Diesen Vorgang versucht er zu verstärken. Durchbrüche in den Druckplatten werden dabei zu weißen Leerstellen in denen das Papier nach oben gedrückt wird. Verschiedene Techniken im Bereich der Ätzradierung (Aqua Tinta, Strichätzung, Vernis Mou) kommen zum Einsatz.
Neben den Radierungen entstehen Malereien mit ähnlichen Schwerpunkten und Fragestellungen.
In den erzählerischen Bildern sind Figuren schemenhaft, komikartig, linear umrissen.
Bildfindungen entstehen durch Auseinandersetzung mit Vorbildern aus dem Bereich der Naiven Kunst (Henri Rousseau) sowie eigenen Fotografien und Skizzen. (pm/lr – Foto: Cornelia Iber-Rebentisch)
Geöffnet hat die Seefelder Mühle an jedem Montag: 9 bis 13 Uhr, Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr, Samstag: 12 bis 18 Uhr und Sonntag: 10 bis 18 Uhr.