25.06.2024, Lokalredaktion
Wohin mit dem Schlick? Dieses Thema beschäftigt die kleineren Tidehäfen entlang der Weser schon seit langer Zeit. Seit einigen Monaten hat sich das Maritime Cluster Norddeutschland diesem Thema angenommen. In der vergangenen Woche wurde daher zu einem Workshop „Sedimentmanagement in kleinen Tiedehäfen“ in das Bootshaus des SWE Elsfleth eingeladen. Henning Edlerherr vom Maritimen Cluster Norddeutschland brachte es auf den Punkt „Es wäre schön, ein Problem zu lösen und dann damit auch noch Geld zu verdienen.“
Das Ziel ist: Schlick muss als Rohstoff gesehen und vermarktet werden. Möglichkeiten dazu sind das Aufbringungen auf Ländereien. Hier besteht jedoch die Problematik, dass einige Bereiche unter Naturschutz stehen. Eine weitere Möglichkeit wäre, den Schlick beim Deichbau zu verwenden. Das Aufbringen auf den Deich ist eine kreative Methode.
Im Verlauf des Workshops berichteten Fabian und Dr. Norbert Greiser von der Firma Consultants Sell-Greiser GmbH von den bisherigen Aktivitäten, Fortschritten und Ideen für die Zukunft. Das Unternehmen ist bereits seit November 2023 in das Thema mit eingebunden und hat Messungen unter anderem in Absen und auch in Großensiel durchgeführt. In Absen sind jährlich 6000 Kubikmeter Schlick zu entfernen, in Großensiel sogar 27000 Kubikmeter.
Auch die Firma Greiser sieht Anwendungsbereiche für den Schlick im Deichbau und in der Landwirtschaft, so dass hier der Schlick als Rohmaterial Verwendung findet. Es gilt, so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen. Es müssen letztendlich Maßnahmen gefunden werden, damit die Häfen so wenig wie möglich mit dem Schlick belastet werden.
Daniel Tangermann aus den Niederlanden berichtete im Anschluss, wie sein Unternehmen den Schlick – als Geschäftsmodell – verwertet. Seit fünf Jahren pumpt er den Schlick aus den Häfen aus dem Wattenmeer, entlang der niederländischen Nordseeküste. Mit einem Güllewagen wird der Schlick auf den Deich aufgebracht. „Das ist nicht schädlich für die Pflanzen. Aus dem Schlick wird Kleiboden und die Schafe trampeln diesen fest.“ Nach circa ein bis zwei Monaten ist er komplett auf dem Deich „eingearbeitet“ und der Deich ist höher als vorher. Auf diese Weise könne man 25 bis 30 Mal pro Jahr Schlick mit einer Höhe von fünf bis zehn Zentimeter aufbringen. Der Deich wächst da genauso wie der Pegelstand des Meeres.“ Die Kosten für die Verwertung liegen bei rund 50€ pro Tonne.
In der anschließenden Diskussion ging vornehmlich darum, ob es möglich ist, den Schlick nicht als Abfall zu deklarieren, sondern als Rohstoff, da dann die Vermarktung wesentlich einfach sei. Eine Möglichkeit wäre, den Schlick aus dem Deichvorland zu entnehmen, da er dort als nachwachsender Rohstoff gelte. Zudem wurde aus der Runde der Teilnehmer drauf hingewiesen, dass man den Sand jedoch nicht entnehmen wolle. Insgesamt fand die Idee, mit Schlick die Deiche zu erhöhen großen Anklang. Auf die Frage, ob man mit Schlick Moorgebiete renaturieren könne, gab es eine negative Antwort. Wenn Schlick aus den Häfen entnommen wird, so ist dieser spätestens nach einem halben Jahr wieder da. Dr. Norbert Greiser verwies darauf, dass es auch möglich sei, kleinere Mengen an Schlick zu verwerten. Es sei nur notwendig, sich am Endprodukt zu orientieren.
Bei allen Möglichkeiten der Verwertung des Schlicks ist jedoch eine Schadstoffanalyse und möglicherweise eine Dokumentation, wenn Schlick als Ersatzbaustoff genutzt werden soll, erforderlich. Abschließend brachte es Henning Edlerherr auf den Punkt „Schlick ist Wert – Schlick ist Geld“. „Wir müssen eine Firma finden, die den Schlick so aufbereitet, dass es rechtlich unbedenklich ist und auch die Wertschöpfungskette sichert. Hier gilt es jetzt, nach Fördermitteln zu suchen.“ Als nächster Schritt soll nun geklärt werden, ob der Schlick für die Landwirtschaft in der Region in Frage kommt und auch die Ausbringung des Schlicks auf dem Deich ins Auge gefasst werden. (Fotos und Text: Kerstin Seeland)