Handwerksbetriebe suchen händeringend Fachpersonal und können derzeit des Öfteren, bedingt durch fehlendes Personal, Aufträge nicht annehmen oder müssen die Kunden oftmals lange Zeit vertrösten. Das kann sich jetzt ändern, denn ein junges Unternehmen aus Rastede hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.
Das Unternehmen A&J Elektrotechnik, das sich vorwiegend auf die Installation von Photovoltaikanlagen spezialisiert hat, wird den zwei jungen Geschäftsführern Mohammad M. Alahdab und Robert Januzovic geleitet. Sie beschäftigen derzeit rund 20 Mitarbeiter, einen Meister und ab August auch noch drei Auszubildende. Das Unternehmen wurde im Dezember 2022 gegründet und war offiziell erst ab März 2023 auf dem Markt. Gestartet wurde seinerzeit mit drei Personen.
Die beiden Geschäftsführer hatten sich bereits während der Berufsschulzeit kennengelernt. Jeder hatte damals schon mit einem Kleingewerbe in der Elektrotechnikbranche begonnen. Nach der Ausbildung entschieden sich die Beiden, gemeinsam ein Unternehmen aufzubauen. Zu dieser Zeit waren Mohammad M. Alahdab 25 Jahre und Robert Januzovic 21 Jahre alt. Ihnen kam zugute, dass der Ausbilder von Robert Januzovic, Harald Petter, mit in den Betrieb einsteigen wollte. Bis zu diesem Zeitpunkt war Harald Petter in seinem eigenen Betrieb, in Berne, aktiv. Diesen hatte er verkauft und ist dann zu A&J Elektrotechnik gewechselt.
Am 1. Januar 2024 konnte das junge Unternehmen ins Gewerbegebiet in Rastede übersiedeln. Zuvor waren sie ein Jahr in Hude aktiv. „Hier, in der Bürgermeister-Brötje-Straße 9a ist der Standort für uns optimal, da wir in direkter Nähe zur Autobahn sind“, bekräftigt. Mohammad M. Alahdab. Ihre Kunden sind in Hude, Rastede, Oldenburg, dem Ammerland und in der Wesermarsch. Das Unternehmen hat seit seiner Gründung extrem expandiert. „In dieser Zeit haben wir auch festgestellt, dass es nicht nur bei uns so ist, sondern dass es auch viele Unternehmen gibt, denen die Fachkräfte fehlen“, sagt Robert Januzovic, „Selbst über Social Media Recruiting war nichts zu machen, der Markt ist leergefegt.“
Durch seine Kontakte nach Kroatien – dort kommt seine Familie her – hat er erfahren, dass es dort sehr viele Fachkräfte im Bereich Handwerk gibt. Die Ausbildung dort ist auch in Deutschland anerkannt. „Viele Kroaten haben schon für Zeitarbeitsfirmen in Deutschland gearbeitet und kennen das System hier“, unterstreicht Robert Januzovic. Es gibt viele Interessierte aus dem Balken, die hier gerne arbeiten würden. So kam auch Slobodan Antic zu A&J Elektrotechnik. Er hat in seiner Heimat Serbien Elektrotechnik gelernt und auch Deutschunterricht bereits in der Schule gehabt.
„Da kam uns die Idee, die Fachkräfte hier zu Firmen zu vermitteln, die dringend gut ausgebildetes Personal suchen“, sagt Mohammad M. Alahdab. Wenn jetzt also bei den Interessenten aus dem Balkan die Qualifikation stimmt und die Menschen gewillt sind, für ein besseres Leben, hier in Deutschland, auch zu arbeiten, dann sollen sie hier eine Chance bekommen. Im Laufe des Jahres hat das Unternehmen in Serbien und Bosnien ein gutes Netzwerk aufgebaut. Zahlreiche gut qualifizierte Fachkräfte sind gerade in diesem Ländern unterbezahlt und wechselwillig.
„Sie erhalten hier ein faires Gehalt und faire Arbeitszeiten“, unterstreicht Mohammad M. Alahdab, „dadurch ändert sich ihr ganze Welt ins Positive.“ Das Unternehmen hat Werbung über Facebook in Kroatien, Serbien und Bosnien inseriert und hat bis heute rund 10 Bewerbungsgespräche pro Woche. „Jetzt kommen noch drei Mitarbeiter aus Serbien und Bosnien zu uns. Sie haben alle Deutschkenntnisse und können auch Englisch sprechen“, berichtet Mohammad M. Alahdab, „Sie werden hier Deutschkurse besuchen, wir unterstützen sie bei der Wohnungssuche in der Form, dass wir für die Mitarbeiter extra ein Haus anmieten, in dem sie wie in einer Wohngemeinschaft leben und zahlen selbstverständlich auch sehr gutes Gehalt.“
Es gibt also einerseits handwerkliche Betriebe und zudem die Bundesregierung, die sagt, dass man nicht um ausländische Mitarbeiter herumkommt. Ab dem 1. Juni 2024 erhalten die Interessenten aus dem Ausland dann ein Visum in Deutschland. Dies wird über ein abgestimmtes Behördenverfahren umgesetzt. „Somit ist dies eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, sind sich Mohammad M. Alahdab und Robert Januzovic einig. Unterstützung von der Agentur für Arbeit gibt es jedoch nicht, da die Mitarbeiter nicht als arbeitssuchend gemeldet sind, sondern als wirkliche Fachkräfte einreisen.
Die Geschäftsführer haben im eigenen Unternehmen festgestellt, dass sie auf dieser Weise dem Fachkräftemangel entgegen wirken können. „Wir wollen das Projekt jetzt auch anderen Unternehmen anbieten, denn wir haben gute Erfahrungen damit gemacht. In den Ländern, in denen wir um Mitarbeiter werben, werden diese vorqualifiziert, damit hier der Einstieg leichter ist“, sagt Mohammad M. Alahdab.
Für die Unternehmen sind die Kosten für die Vermittlung eines solch qualifizierten Mitarbeiters deutlich geringer, als all die Kosten für Werbung und Stellenanzeigen. „Wenn das Projekt im Bereich Elektrotechnik gut angenommen wird, dann wollen wir das Angebot für Unternehmen aus anderen Bereichen, beispielsweise Technologie und Pflege erweitern“, bekräftigen Mohammad M. Alahdab und Robert Januzovic. Foto: AJ Elektrotechnik