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04.04.2025, Lokalredaktion
„Die von Präsident Trump verhängten Zusatzzölle sind ein Fehler und eine große Belastung für den transatlantischen Handel“, sagt Felix Jahn, IHK-Geschäftsführer für den Bereich Geschäfte weltweit bei der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer. „Denn noch sind die USA außerhalb der EU der wichtigste Handelspartner für deutsche Unternehmen. Ein eskalierender Handelskrieg hätte auf beiden Seiten des Atlantiks nur Verlierer.“ Auch im Nordwesten sei die Betroffenheit daher branchenübergreifend groß – von Automobilzulieferern, über den Maschinenbau und die Kunststoffindustrie bis hin zu logistischen Dienstleistungen, so Jahn.
Laut einer IHK-Blitzumfrage, an der sich branchenübergreifend 130 Unternehmen beteiligt hatten, erwartet mehr als jedes dritte Unternehmen spürbare Umsatzeinbußen durch Zusatzzölle der USA. Eine Verlagerung der Produktion in die USA ist für 85 Prozent der Befragten keine Handlungsoption. 15 Prozent planen dies konkret oder sind zumindest in Überlegungen dazu. Mehr als jedes dritte Unternehmen setzt laut der Umfrage aber auf eine strategische Diversifizierung seiner Lieferkette und gibt an, neue Märkte erschließen zu wollen. Hinsichtlich einer europäischen Reaktion auf die angekündigten US-Zölle unterstützt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen eine Gegenreaktion.
Kritisiert wird von einzelnen Unternehmen gleichzeitig, dass die EU-Kommission vorab bereits detailliere Warenlisten mit Zolltarifnummern veröffentlicht hatte, die sie möglicherweise mit Gegenzöllen belegt. Hier befürchten einzelne Betriebe, dass dies als Boomerang zurückkommen könnte, wenn ihre Waren auf der EU-Liste auftauchen und die US-Seite in Kenntnis dieser Pläne genau diese Produkte auch mit Abgaben belegen könnte.
„Die Wirtschaft erwartet von der EU in den Verhandlungen mit der US-Seite eine klare Position gegen Protektionismus und für freien Handel“, so Jahn. „Gleichzeitig müssen zügig hausgemachte bürokratische Hemmnisse beseitigt werden, die die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen vor Ort und im Auslandsgeschäft schwächen. Konkret sind dies unter anderem Regulierungen und Unsicherheiten bei der Einhaltung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes, Auflagen der Verpackungsrichtlinie und dem CO₂-Grenzausgleich. Zudem braucht es mehr Tempo beim Abschluss von Handelsabkommen. Die zügige Umsetzung des Mercosur-Abkommens wäre daher ein wichtiger Schritt für neue Marktchancen.“ (pm/lr)