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26.01.2025, Lokalredaktion
Das „Wir“ stand im Mittelpunkt des ersten Neujahrsempfangs des Landkreises Wesermarsch, am Sonnabend, in der Markthalle Rodenkirchen. „Der Sinn dieses Neujahrsempfanges ist es, die Menschen vom Süden bis zum Nordenham zusammenzubringen.“ Darauf schwor auch Landrat Stephan Siefken die mehr als 210 Anwesenden aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft ein.
„Lokalpatriotismus tut uns an dieser Stelle ganz gut, denn der Zusammenhalt und das Einsetzen für gemeinsame Ziele hat uns in der Wesermarsch schon immer ausgezeichnet. Das haben wir zuletzt auch beim Wiederaufbau der bei einer Havarie zerstörten Bahnbrücke in Elsfleth bewiesen, die für unsere Hafenwirtschaft, für unsere Industriebetriebe und die Sicherung des öffentlichen Personennahverkehrs von existenzieller Bedeutung ist“, unterstrich der Landrat.
Das Thema des diesjährigen Neujahrsempfangs war die wirtschaftliche Entwicklung, Chancen und der Mut, der dafür aufgebracht werden muss.
„2025 ist für mich ein Jahr der Chance, es wird ein Jahr der Veränderung und es muss ein Jahr des Aufbruchs werden. Es muss die Rückkehr zu stabilen Verhältnissen und Planungssicherheit bringen und das Jahr 2025 wird auch ein Jahr massiver Anstrengungen werden die kommunale Politik“, meinte der Landrat. Dann ging er auch noch auf das kommunale Gewerbegebiet ein. Hier sollten sich die Kommunen zusammentun, um Standorte mit besonderer Lagegunst für Industrie und Gewerbe für alle zu nutzen, um mehr Arbeitsplätze, mehr Gewerbesteuereinnahmen und eine Stärkung des Standortes Wesermarsch zu erzielen. Neben Windenergieanlagen würden auch Photovoltaik-Anlagen künftig einen weiteren Beitrag zur Unabhängigkeit in der Energieversorgung leisten. Auch das Thema Wasserstoff soll weiter im Blick behalten werden. Zudem arbeiten alle gemeinsam daran, die unterschiedlichen Träger Institutionen und Beteiligten in dem Bereich Inklusion auch zusammenzuführen.
Als Gesprächspartner für eine Podiumsdiskussion zum Thema „Chancen und Perspektiven für die Wesermarsch“ konnte der Landrat den Unternehmer Jan Müller, Präsident der Oldenburgischen IHK, Thomas Hüser, Geschäftsführer von dem Glencore Nordenham und Dr. Justus Reinke von der Geschäftsführung der Lürssen Werf in Lemwerder, begrüßen.
Für Thomas Hüser und Glencor geht der Weg in die Klimaneutralität, dafür hat das Unternehmen nicht nur finanzielle Förderung vom Bund erhalten, sondern selbst auch schon sehr viel investiert. „Was das Thema Bürokratie angeht, so will Brüssel deregulieren, hat aber keine Lösung“, meint Thomas Hüser. „Wir müssen mit dem Wandel leben und uns anpassen“, sagt Jan Müller, „und mit der öffentlichen Hand eine gemeinsames Zielausrichtung als Grundlage des Erfolgs finden.“ Der globale Handel werde nicht abnehmen, darauf müssen sich die Unternehmen einstellen. Als Standortstärke bezeichnet Jan Müller die Fach- und Arbeitskräfte in dem Hafenunternehmen, die wissen, was es bedeutet, in einem 24/7-Betrieb zu arbeiten. „Was die Bürokratie betrifft, so sind wir überreguliert. Wir benötigen eine Reform, doch keiner wie“, sagt Jan Müller.
Das Unternehmen NVL baut derzeit in Lemwerder für 25 Millionen ein neues Bürogebäude und die Firma Lürssen in Berne Lagerhallen für fünf Millionen Euro. Dies sind klare Bekenntnisse zur Region. „Unser Standortvorteile ist eine starke Mitarbeiterschaft“, unterstreicht Dr. Justus Reinke. „Dennoch müssen wir uns auch regelmäßig neu erfinden, es ist eine Summe vieler Kleinigkeiten in der Wertschöpfung.“ Einig waren sich alle drei Unternehmer, dass der Bürokratieabbau weiter vorangetrieben werden muss. Der Landrat verwies darauf, dass die Verwaltungen die geltenden Gesetze umsetzen müssen, wäre aber auch für einen Bürokratieabbau. Er bemängelte, dass es derzeit zu wenig Gewerbegebiete in der Wesermarsch gibt.
Zum Thema „Infrastruktur vor Ort“ meinte Thomas Hüser, dass die Wesermarsch besser beworben werden müsse. Glencore beispielsweise hat derzeit 40 offene Stellen, vom Anlagenfahrer bis zu Bauingenieuren, die nicht besetzt werden können, obgleich die Wesermarsch ein guter Standort ist. Beim Thema Weservertiefung seien die Kommunen von einer gemeinsamen Linie weit entfernt, meinte der Landrat. Hier sei wichtig, dass der Generalplan Wesermarsch jetzt dringend umgesetzt werden müsse.
Was sich die Unternehmen vom Landrat wünschen, wollte Moderator Norbert Hartfil wissen. „Als familienfreundliches Unternehmen wünschen wir uns mehr Kinderbetreuung und dadurch mehr Verlässlichkeit für die Eltern“, sagte Dr. Justus Reinke. Jan Müller hingegen möchte gerne die B212 neu, den Bau der A20 und die Anpassung der Unterweser. Für Thomas Hüser ist der Wunsch nach einer Eisenbahnstrecke bis Blexen vorrangig. Mehr Wettbewerbsfähigkeit für die Unternehmen und ein starkes Europa war auch für alle Unternehmer wichtig.
Aus dem Publikum kamen unter anderem Fragen zu einer zweiten Schienenverbindung, damit der Norden der Wesermarsch, bei einem weiteren möglichen Brückenunfall, nicht wieder von dem Schienenverkehr abgehängt ist. Das scheitere wohl nicht am Willen, eher an der Finanzierung. „Das ist nur möglich bei einer Anpassung der Schuldenbremse“, meinte Jan Müller, „Aber es müsse auch aufgezeigt werden, wie die Schulden zurückgezahlt werden.“ Das Gleiche gelte auch für eine Alternative zu den bisherigen zwei Tunnelröhren.
Frauen in der Wirtschaft und Teilhabe für Menschen mit Behinderung war ebenfalls ein Thema aus dem Publikum, von Mareike Suhr-Krippner. Bei Glencore und Lürssen werden Frauen auch in allen Bereichen beschäftigt, der Hafen sei klassisch männlich geprägt, beim Landkreis gibt es in Teilzeit mehr Frauen, sonst eine Parität. Inklusionsprojekte sind bei Glencore weltweit verankert, im gewerblichen Bereich des Hafens sei das schwierig umzusetzen, bei Lürssen geschieht dies zielgerichtet und der Landkreis hat viele Mitarbeiter mit Behinderungen.
Dr. Carsten Padeken, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Wesermarsch appellierte, mehr Verantwortung für die Landwirtschaft in die Region herunter zu brechen und für mehr Gestaltungsspielraum vor Ort zu sorgen. Auf die Frage von Gerlinde Röhr, ob es auch werkseigene Wohnungen für die Mitarbeiter gibt, waren sich alle Unternehmer einig, dass an der Attraktivität vor Ort gearbeitet werden müsse, auch wenn dies nicht die primäre Aufgabe der Unternehmen sei.
Die Moderation hatte an diesem Abend Norbert Hartfil übernommen, für das leibliche Wohl sorgen die „Küchenbullen“ des Landkreises Wesermarsch und die musikalische Untermalung Melanie Röben (Meloolina).
Preisverleihung

Im Anschluss an den offiziellen Teil überreichte Isa Grube von der Wirtschaftsförderung Wesermarsch den Siegern des Fotowettbewerbs „Unsere Wesermarsch in Bildern“ die Preise. Den ersten Preis und einen Scheck in Höhe von 500 Euro erhielt Ralf Pfaar, den zweiten Preis belegte Uwe Peglau und erhielt 150 Euro. Den dritten Preis errang Catharina Pedersen mit einem Scheck in Höhe von 100 Euro. Alle Preisträger, auch die Plätze vier bis zehn durften sich über eine „Wesermarsch Box“, die im Burgdorfladen Ovelgönne zu erwerben ist, freuen.
Titelbild: Norbert Hartfil, Landrat Stephan Siefkan, Thomas Hüser, Jan Müller und Dr. Justus Reinke