Die Wasserwirtschaft in der Wesermarsch rüstet sich für die Folgen des Klimawandels. Die Ertüchtigung von Schöpfwerken, die Einführung eines Risikomanagements und die Schaffung von Möglichkeiten zur Wasserrückhaltung sind Maßnahmen, die Experten verschiedener Institutionen im Rahmen eines Projekts mit dem Titel „Aktiw“ verabschiedet haben. Sie sollen in den kommenden zwei Jahren umgesetzt werden. Doch dabei soll es nicht bleiben.
„Für die von Sielen und Gräben durchzogene Wesermarsch ist es wichtig, dass wir der wachsenden Überflutungsgefahr durch Starkregen und den steigenden Meeresspiegel mit effektiven Maßnahmen begegnen“, sagt der Erste Kreisrat, Matthias Wenholt. Das vom Land Niedersachsen geförderte Projekt „Aktiw“ bildet seit Mai 2023 den passenden Rahmen, um Wissen und Fähigkeiten verschiedener Partner zu bündeln. Das Kürzel steht für „Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel im Landkreis Wesermarsch“.
In zwei Teilgebieten, der Großen Angelkuhle im Gebiet der Braker Sielacht und im Hahnermoor im Verbandsgebiet des Entwässerungsverbands Jade, soll das bestehende Wassermengenmanagement optimiert werden. Diese Projektgebiete dienen als Modell für weitere Flächen in den Verbandsgebieten und bei weiteren Entwässerungsverbänden. In der ersten Projektphase wurden auf ingenieurtechnischer Grundlage Modelle erstellt und daraus ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Diese Phase wurde jetzt bei einer Sitzung im Braker Kreishaus abgeschlossen.
In einer zweiten Phase werden nun einige Maßnahmen durch Investitionen umgesetzt. So sollen in den kommenden zwei Jahren beispielsweise Schöpfwerke der Braker Sielacht und des Entwässerungsverbands Jade durch eine intelligente Steuerungssoftware miteinander kommunizieren und auf Regenprognosen automatisiert reagieren. „Neben Investitionen in die technischen Anlagen gilt es auch, Vorsorge für ein mögliches Versagen von Entwässerungssystemen zu treffen. Die Einführung eines Risikomanagements ist hierfür von entscheidender Bedeutung“, erläutert Niklas Rahn vom Fachdienst Umwelt. An der Entwicklung und Etablierung werden die Akteure von Verbänden mitwirken.
Darüber hinaus soll im Projektgebiet der Braker Sielacht geprüft werden, ob und in welchem Umfang Flächen zur zielgerichteten Wasserretention vorgesehen werden können. Damit ist das Zurückhalten und Speichern von Wassermengen in den Flächen zu verstehen. „Für alle genannten Maßnahmen werden Messungen durchgeführt, die die in der ersten Projektphase entwickelten Modelle weiter verfeinern und die wasserwirtschaftlichen Auswirkungen besser beschreiben können“, so Niklas Rahn. Hierbei geht es nicht primär um die Überstauung von Flächen, sondern darum, den Wasserstand sukzessive anzuheben und unterhalb der Geländeoberkante zu halten, um die Befahrbarkeit und Bewirtschaftung weiterhin zu ermöglichen. (pm/lr)
Foto: Landkreis Wesermarsch – Vertreterinnen und Vertreter der Projektpartner und Ingenieurbüros haben im Braker Kreishaus die erste Projektphase abgeschlossen. Die Maßnahmen sollen in den kommenden zwei Jahren umgesetzt werden.