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26.03.2025, Lokalredaktion
Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, stoßen in Bussen und Bahnen täglich auf Probleme. Der Kreisbehindertenbeirat Wesermarsch (KBR) lässt bei diesem Thema seit vielen Jahren nicht locker – und auch auf der jüngsten Sitzung im Kreishaus in Brake stand es im Zentrum.
Wichtige Vertreter aus dem Verkehrsbereich
Der KBR-Vorsitzende Albert Mumme und sein Team hatten wichtige Vertreter aus dem Verkehrsbereich eingeladen: Neben Andreas Jung, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Wesermarsch (VBW), waren Markt-Bereichsleiter Björn Brinkmeier und Pressesprecher Steffen Högemann von der NordWestBahn (NWB) erschienen. Für den Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) nahmen Tim Semmelhaack, Leiter des Bereiches Planung und Qualität, und Lukas Lehmann, Ansprechpartner unter anderem für den Landkreis Wesermarsch, teil.
(Der ZVBN ist als Zusammenschluss von sechs Landkreisen und vier Städten Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennahverkehr, ÖPNV.)
KBR-Arbeitskreis sammelte konkrete Einzelfälle
Heike Krüßmann, Vorsitzende des Senioren- und Behindertenbeirates der Gemeinde Lemwerder, spricht für einen vom KBR eingesetzten Arbeitskreis, der konkrete Einzelfälle zu Missständen bei Bussen und Bahnen sammelt. Weitere Arbeitskreis-Mitglieder sind KBR-Mitglied Sven Janßen aus der Gemeinde Butjadingen und Markus Herzig aus Nordenham.
Heike Krüßmann erläuterte die Schwerpunkte, die sich bei den bisher vorliegenden Beschwerden und Einzelfällen ergeben hätten. Die Nutzer von Bussen und Bahnen beklagten sich demnach vor allem über unzureichende Informationen an den Bushaltestellen, Bahnsteigen und in den Fahrzeugen. Oft seien die Toiletten defekt und fielen Verbindungen aus. Die Arbeitskreis-Sprecherin betonte an die Adresse der Gäste: „Wir wollen hier nicht auf den Verkehrsanbietern herumhacken, sondern wünschen uns einen nutzbringenden Austausch.“
Mumme will Nutzung der Künstlichen Intelligenz
Die Probleme bei der Information griff auch Albert Mumme auf. Seine Meinung: In Zeiten der Künstlichen Intelligenz und der voran schreitenden Technologie müsste es ein Leichtes sein, die Fahrgäste regelmäßig und rechtzeitig auf den aktuellen Stand zu bringen. Das bestritt Steffen Högemann. Er sagte: „Dass bestimmte Technik und Künstliche Intelligenz generell vorhanden ist, bedeutet nicht, dass sie zeitnah genutzt werden kann.“ Die Abläufe bei der Umstellung von Prozessen seien bei der NWB kompliziert und relativ langwierig, so der Pressesprecher. Die Kreisbehindertenbeauftragte Anita Herrmann hakte an dieser Stelle ein und kritisierte, die Nordwestbahn habe noch weitere Praxislücken. Zum Beispiel sei die Smartphone-Version der NWB-App keinesfalls barrierefrei.
Kritik an Umbenennung der Mobilitätszentrale
Nicht nur an die NWB gerichtet, appellierte Anita Herrmann: „Bei allen Planungen sollten Menschen mit Behinderungen und andere in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen stärker einbezogen werden. Das betrifft zum Beispiel ebenfalls den Aufbau und die Gestaltung von Internetauftritten.“ Jutta Kroog, Leiterin der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabe-Beratung (EUTB) in der Wesermarsch, kritisierte die NWB noch aus einem anderen Grund: Das Unternehmen hat seine Mobilitätsservice-Zentrale in „Single Point of Content“ umbenannt. „Da wird ohne erkennbaren Grund eine zusätzliche sprachliche Barriere aufgebaut“, so Jutta Kroog.
Björn Brinkmeier verwies in diesem Zusammenhang auf viele internationale Fahrgäste. Und Högemann schwächte ab, dass der neue Begriff in der Praxis wahrscheinlich gar nicht umfassend verwendet werde.
„Auch künftig die Finger in die Wunden legen“
Einen leichteren Stand als die NWB-Vertreter hatte Andreas Jung von den VBW. Er konnte berichten, dass fast alle Fahrzeuge inzwischen niederflurig und barrierefrei seien. Eine Ausnahme bildeten in Randzeiten die Linie 401 im Norden von Nordenham und die nach Oldenburg führende Linie 440: „Hier soll aber im Mai 2025 ein neues Fahrzeug in Betrieb gestellt werden.“ Tim Semmelhaack vom ZVBN unterstrich: Für die Unternehmen aus dem Verkehrsbereich sei vertraglich festgelegt, dass sie Beschwerden schnell und lösungsorientiert aufgreifen müssten.
Mit Blick auf die nähere Zukunft erwartet er mehr Probleme in der Kommunikation mit dem Buspersonal. Denn es sei immer schwieriger, deutsch sprechende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Zum Schluss der KBR-Sitzung versprach Albert Mumme: „Wir werden auch künftig die Finger in die Wunden legen.“
Titelfoto – Tim Semmelhaack, Lukas Lehmann, Andreas Jung, Lukas Handelshauser (stellvertretender KBR-Vorsitzender), Albert Mumme, Steffen Högemann, Björn Brinkmeier, Heike Krüßmann. (pm/lr – Text und Foto: Thomas Klaus)