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19.04.2025, Lokalredaktion
Am 1. September 2025 wird Pfarrer Christian Fechtenkötter die Leitung der Pfarreien in St. Willehad Nordenham und gleichzeitig in St. Marien Brake übernehmen. Bereits Ende März hatte er sich in einem Gespräch den Gremien der beiden – künftig weiterhin eigenständigen – Pfarreien vorgestellt.
MOIN Aktuell möchte den Pfarrer, der erst wieder in einigen Wochen in Brake sein wird, dennoch jetzt schon vorstellen. Wir haben ihm einen Fragebogen geschickt, denn Christian Fechtenkötter beantwortet hat.
Persönliche Informationen
Name: Christian Fechtenkötter
Alter: 57 Jahre
Anzahl der Dienstjahre als Pastor: streng genommen noch gar nicht – Brake und Nordenham werden meine ersten Stelle als Pastor bzw. Pfarrer sein. Bislang war ich Kaplan. Also schon Priester, aber nicht in einer leitenden Position.
Frühere Gemeinde(n) und Standorte: 21 Jahre lang Benediktinerorden, davon 15 Jahre in Damme / Oldb., Diakonenweihe im November 2015, von 2017 bis 2021 Diakon in St. Lamberti, Coesfeld, Priesterweihe im Mai 2021, von 2021 bis 2025 Kaplan in der Pfarrei Liebfrauen, Bocholt.
Haustiere: keine. Aber ich werde den Labrador meiner Kollegin vermissen, der mich täglich im Büro besucht
Werden Sie alleine nach Brake kommen? Ja, ich lebe allein.
Hobbys: Fahrradfahren, Briefe schreiben. (Als Priester hat man nicht so viel Zeit für Hobbys…)
Lieblingsessen: Schlicht und einfach: Bratkartoffeln mit Spiegelei. Und zwischen den Mahlzeiten gern eine Tasse Ostfriesentee
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Von Jan Loffeld, „Wenn nichts fehlt, wenn Gott fehlt. Das Christentum vor der religiösen Indifferenz“.
Der Wechsel in die neue Stadt
Was hat Sie dazu bewogen, Ihre vorherige Gemeinde zu verlassen und in eine neue Stadt zu ziehen?
Nach der Priesterweihe gibt es eine Kaplans-Zeit. Das Wort Kaplan kommt aus dem Leiteinischen „Capellanus“, womit die Rolle eines Helfers für den Pfarrer gemeint ist. Diese Zeit ist üblicherweise auf 4 Jahre begrenzt. Diese Jahre sind nun vorbei, daher stand ein Wechsel planmäßig an. Ich wollte gern in den Norden, weil mir die Mentalität sehr entspricht und ich mich im Oldenburgischen beheimatet fühle (auch wenn ich dort nicht aufgewachsen bin, sondern knapp hinter der Grenze im
nördlichen Osnabrücker Land). Dass ich künftig in Brake und Nordenham arbeiten werde, hat auch pragmatische Gründe: Dort sind die Stellen für den Pfarrer freigeworden (bzw. die Stelle in Nordenham wird im Sommer frei) und sie sollten zeitnah neu besetzt werden. In der Wesermarsch zu leben und zu arbeiten kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich mag das Land entlang der Nordseeküste sehr, auch wenn manche Menschen sagen, es sei dort viel zu einsam.
Wie haben Sie sich auf den Umzug vorbereitet – sowohl persönlich als auch beruflich?
Derzeit bin ich in einer Übergangsphase. In meiner jetzigen Umgebung in Bocholt bereite ich die Übergabe meiner bisherigen Aufgaben vor. Mit einigen neuen Kolleginnen und Kollegen in der Wesermarsch bin ich schon in Kontakt und schaue auf die Themen, die dort in meinen Aufgabenbereich fallen. Und hier in Bocholt heißt es für mich natürlich auch, „auszumisten“ und zu schauen, was auch mal aussortiert werden kann und nicht mit in die Wesermarsch mitgenommen werden muss. Das macht nicht besonders viel Spaß, ist aber sinnvoll und heilsam.
Welche Herausforderungen werden während des Übergangs auf Sie zukommen?
Wenn ich das wüsste! Es wird meine erste Stelle als Pfarrer sein, also die erste Stelle, an der ich als Priester die Leitungs-Verantwortung übernehme. Und das gleich doppelt: für die Pfarrgemeinden St. Marien und St. Willehad. Da werde ich mich in viele Bereiche einarbeiten müssen und etliche neue Erfahrungen sammeln. Aber hier in Bocholt haben mich der leitende Pfarrer, das Seelsorgeteam und ehrenamtlich Engagierte aus den Gremien schon in manche solcher Aufgaben eingeführt. Somit
fühle ich mich gut vorbereitet. Außerdem bin ich nicht allein. Sowohl in Brake als auch in Nordenham stehen mir Pastoralreferentinnen bzw. -referenten, ein Diakon und ein weiter Priester zur Seite. Außerdem die Kolleginnen und Kollegen im Sekretariat, in der Kirchenmusik und auch die vielen ehrenamtlich Engagierten. Da gibt es also viele Menschen, auf die ich bauen und vertrauen kann. Auf die Zusammenarbeit freue ich mich sehr und auf das Kennenlernen.
Was waren die ersten Eindrücke von Ihrer neuen Gemeinde und Stadt?
Bis jetzt war ich nur mit Jugendgruppen in Burhave und für einen Kurzbesuch in Nordenham. Das war vor etwa 4 Jahren – ohne zu ahnen, dort jemals leben und arbeiten zu dürfen. Ich habe mir die Kirche angeschaut, etwas in der Stille gesessen und gedacht: „Man hört die Möwen, das ist schön.“ In Brake war ich bislang nur auf einer Durchreise. Das ist aber schon lange her und ich erinnere mich an den Kirchenraum, den ich sehr schön finde, da er licht und hell ist. Elsfleth kenne ich nur vom Zugfenster aus.
Gemeindearbeit
Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit in der neuen Gemeinde von der vorherigen?
Zum einen wie gesagt in der Verantwortung als leitender Pfarrer, zum anderen, weil die Umstände sich sehr von denen hier in Bocholt unterscheiden. Im Münsterland leben viele Katholiken auf relativ kleinem Raum. In der Wesermarsch sind es wenige Katholiken auf einer großen Fläche. Die beiden Pfarreien haben zusammen eine Fläche von über 600 km². Von Burhave bis nach Elsfleth sind es fast 45 km. Solche Entfernungen ist man als Seelsorger im Westmünsterland nicht gewohnt. Allein in Bocholt gibt es 3 Pfarreien und eine Vielzahl von Kirchen im Stadtgebiet. Die meisten Strecken lassen sich in meinem Alltag heute bequem mit dem Fahrrad zurücklegen. Mein Auto steht manchmal die ganze Woche lang in der Garage. Das wird sich stark ändern.
Welche neuen Projekte oder Initiativen werden Sie in Ihrer neuen Gemeinde starten?
Das kann ich noch nicht sagen. Ich kenne die Gemeinden noch gar nicht und weiß nicht, welche Schwerpunkte dort gesetzt sind und welche ich sinnvollerweise beisteuern kann. Das wird sich entwickeln.
Was sind Ihre wichtigsten Prioritäten nach dem Wechsel?
Erst einmal die Menschen kennenlernen. Das ist das A und O. Denn es geht ja nicht um mich, sondern um die Gemeinden und alle, die mit der Kirche in Brake und Nordenham in Kontakt stehen.
Wie erleben Sie schon jetzt die Unterstützung der neuen Gemeindemitglieder?
Bislang habe ich die gewählten Gremien beider Pfarreien bei einem Gesprächsabend kennengelernt. Es war also lediglich ein erster Eindruck. Ich hoffe, dass wir uns in den kommenden Wochen und Monaten noch begegnen werden, um uns näher kennenzulernen und schon erste Dinge vorzubesprechen.
Persönliche Reflexion
Inwiefern hat der Wechsel Ihre Sichtweise auf Ihre pastorale Berufung verändert?
In meiner Berufung fühle ich mich im Blick auf die neue Aufgabe bestärkt. Manchmal denke ich, „der liebe Gott tut nichts als fügen“.
Welche Fähigkeiten oder Erkenntnisse nehmen Sie aus Ihrer letzten Stelle mit?
In der Feier der Gottesdienste und in der geistlichen Begleitung suchender Menschen habe ich etliche Erfahrungen sammeln können. Die werden mir an der neuen Stelle auf jeden Fall zugutekommen. Außerdem habe ich hier in Bocholt eng mit einer Schule für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung zusammengearbeitet. Diese besondere seelsorgerliche Aufgabe würde ich auch gerne in der Wesermarsch fortsetzen!
Was bedeutet dieser Wechsel für Ihre persönliche spirituelle Entwicklung?
Das kontemplative Gebet ist mir sehr lieb und wichtig. Ich habe große Hoffnung, dass die Weite und die besondere geografische Lage der Wesermarsch mich dazu motivieren, das Schweigen und die Meditation intensiver zu üben.
Zukunftsperspektive
Welche Ziele und Pläne haben Sie für die Zukunft in Ihrer neuen Gemeinde?
Wenn ich das so salopp sagen darf: Dass wir uns nicht davon bange machen lassen, dass wir Christinnen und Christen immer weniger werden. Und dass wir dankbar sein können für jeden Menschen, der mit Gottvertrauen Teil der christlichen Gemeinschaft ist.
Gibt es etwas, das Sie von Ihrer früheren Gemeinde vermissen werden und gerne in die neue Gemeinde einbringen würden?
Vermissen werde ich vor allem die Menschen, die mir in den letzten Jahren hier vertraut geworden sind und denen ich mich freundschaftlich verbunden fühle. Aber die kann ich wohl kaum alle mit in den Norden nehmen. Oder das Team, mit dem ich sehr gerne zusammenarbeite. Und auch die Tatsache, dass man von Bocholt aus bequem mit dem Fahrrad in die Niederlande hinüberradeln kann. Mit einbringen würde ich gerne die gute Erfahrung der ökumenischen Beziehungen zu den anderen Konfessionen.
Welche langfristigen Auswirkungen erwarten Sie durch diesen Wechsel?
Das ist schwer zu sagen. Die neuen Gemeinden werden mich prägen und auch mein seelsorgerliches Tun wird in den Gemeinden wirken. Die schönste Auswirkung wäre wohl, wenn wir einander vertrauen, uns aufeinander verlassen können und gern den Weg des Glaubens miteinander gehen. Ich erwarte keine heile Welt. Aber ich würde mich freuen, wenn es uns gelingen würde, die Welt ein bisschen heiler werden zu lassen, als sie gerade ist. (Fragen: Kerstin Seeland/Antworten: Christian Fechtenkötter – Foto: privat)