04.07.2024, Lokalredaktion
Die Stimmungslage in der norddeutschen Tourismuswirtschaft ist eingetrübt. Vor allem das
Gastgewerbe schätzt die Geschäftslage im Frühjahr 2024 deutlich schlechter ein als noch im Herbst
Neben den Dauerthemen Kosten und Personalmangel bereiten den Betrieben auch die
wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiterhin Sorgen. Der Geschäftsklimaindex fällt im
Gastgewerbe um fast zehn, in der Reisewirtschaft um knapp sechs Punkte. So lautet die erste
Einordnung der Tourismuskonjunkturumfrage der norddeutschen IHKs, an der sich etwa 560 Betriebe
aus Tourismus- und Reisewirtschaft beteiligt haben. Konkret sank der Geschäftsklimaindex im
Gastgewerbe von 99 Punkten im Herbst 2023 auf aktuell 89 Punkte, in der Reisewirtschaft von 117 auf
111 Punkte. Der aus der Umfrage ermittelte Konjunkturklimaindex bildet die aktuelle Stimmung der
Branchen zwischen 0 und 200 Punkten ab.
„Obwohl die Übernachtungszahlen im Norden mit dem Vor-Corona-Niveau vergleichbar sind, bleibt die
Stimmung in der Tourismusbranche verhalten. Hohe Kosten, unsichere Rahmenbedingungen und nach
wie vor der Personalmangel machen der Tourismuswirtschaft zu schaffen“, fasst Dr. Bernhard Brons,
Vorsitzender der IHK Nord, die Branchenlage zusammen.
Die aktuelle Geschäftslage bewerten 77 Prozent der befragten Betriebe im Gastgewerbe als gut oder
befriedigend, 23 Prozent bewerten sie als schlecht. 12 Prozent erwarten eine günstigere, 34 Prozent
eine ungünstigere Entwicklung der Geschäftslage. Als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung
sieht das Gastgewerbe in der aktuellen Umfrage die Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise (73
Prozent) sowie die Arbeitskosten (70 Prozent) an. Danach folgen wirtschaftspolitische
Rahmenbedingungen (60 Prozent) und fehlende Arbeitskräfte (60 Prozent). Die Inlandsnachfrage
wurde mit 35 Prozent zudem wieder häufiger genannt.
„Diese Risiken schlagen natürlich auf die Stimmung. Die gestiegenen Kosten belasten die Betriebe, bei
gleichzeitig fehlendem Personal, steigenden bürokratischen Anforderungen und einer
gesamtwirtschaftlichen Lage, die viele Unsicherheiten birgt. Wir benötigen endlich wieder eine klare
Wirtschaftspolitik, die Planbarkeit sowie wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen schafft“, so Brons.
Die Stimmung in der Reisewirtschaft hat sich auch leicht verschlechtert, ist aber insgesamt positiv. Gab
es nach dem Auslaufen aller Corona-bedingter Reisewarnungen einen regelrechten Boom in der
Branche, pendelt sich die Stimmung der Reisebüros und -veranstalter nun auf ein zufriedenstellendes
Niveau ein. Hier bewerten nur 14 Prozent ihre aktuelle Lage als schlecht. Bei den Erwartungen ist aber
eine leichte Zurückhaltung zu verzeichnen. So erwarten knapp 23 Prozent eine ungünstigere
Geschäftsentwicklung als im Vorjahr.
„Gerade die Vorschläge zur Überarbeitung des Reiserechts auf europäischer Ebene verunsichern viele
Betriebe. Unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes soll es eine Ausweitung des Begriffs der
Pauschalreise geben und weitere Risiken auf den Reiseveranstalter übertragen werden. Das ist in der
Praxis nicht umsetzbar – die Betriebe können das schlicht nicht leisten“, kommentiert Brons die Lage
der Reiseveranstalter. „Wir werden uns in Brüssel massiv dafür einsetzen, dass der Reiseveranstalter
nicht für jedes Risiko, dem eine reisende Person ausgesetzt ist, haftbar gemacht werden kann.“ (pm/lr)
Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage finden Sie zum Download unter: www.ihk-nord.de