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03.12.2024, Lokalredaktion
„Die nächsten zwei Jahre werden eng, da die Kommunen alle finanziell nicht so gut aufgestellt sind“, meinte Albert Mumme, Vorsitzender des Kreisbehindertenbeirates bei dem Treffen mit Vertretern aus den Städte und Gemeinden der Wesermarsch. Daher lautete die Devise auch „Lieber etwas Kleines, als gar nichts tun“. Eine Möglichkeit, etwas Kleines umzusetzen, wären Stolperstellen in Bürgersteigen zu beseitigen, die gerade für mobil eingeschränkte Menschen ein großes Hindernis darstellen. „Barrierefreiheit beginnt auch bei Gehwegen ohne Stolperfallen“, unterstrich der Vorsitzende.
Im Kreishaus berichteten die Gemeindevertreter, was bei ihnen derzeit an Maßnahmen umgesetzt wurde bzw. wird. „Die Umsetzung von städtebaulichen Maßnahmen stehen bei uns im Focus“, sagte Thomas Schnare von der Stadt Elsfleth, „Hier wollen wir Verbesserungen in der Innenstadt und auch die Barrierefreiheit vorantreiben.“ Bisher wurden schon einige Bushaltestellen versetzt, damit diese barrierefrei sind. Die Sporthalle verfügt jetzt über einen Treppenlift, sodass mobil eingeschränkte Besucher Sportveranstaltungen auf der Tribüne aus verfolgen können. Die Stadt Elsfleth will in 2025 auch rollstuhlgerechte Überfahrmöglichkeiten für die Leitungen, die im Elsflether Hafenbereich stattfinden, anschaffen. Bis dato können auch Rampen von der Stadt Nordenham ausgeliehen werden.
Hergen Koopmann aus Ovelgönne berichtete, dass die Gemeinde einen Seniorenbeirat und einen Behindertenbeirat eingerichtet hat, der auch über ein Budget verfügt, mit dem kleinere Maßnahmen direkt umgesetzt werden können. Eine Vernetzung beider Beiräte hat schon stattgefunden und auch kleinere Mängel wurden schon beseitigt. „Wir sehen uns als Nahtstelle zu den Behinderten und denken, dass maßvolle Arbeit der richtige Weg ist“, unterstrich Hergen Koopmann.
Silke Dammann aus der Gemeinde Lemwerder berichtet, dass die Gemeinde bestrebt ist, eine Integrationsgruppe in der KiTa zu installieren, nur Fachkräfte dafür zu gewinnen, sei schwierig. Der Senioren- und Behindertenbeirat hat viele Ideen, unter anderem Bänke zu installieren, damit Wege kürzer werden und die Bürger auf ihren Wegen, wenn nötig, dadurch mehr Pausen einlegen können. Ferner gab es ein Mobilitätstraining für Menschen mit Rollatoren und dem Busunternehmen der Verkehrsbetriebe Niedersachsen.
Hergen Bauer vom Behindertenbeirat der Gemeinde Berne hofft, dass die Bauarbeiten in der Gemeinde bald abgeschlossen sind, da die Zuwegung zu der KiTa im Ortsteil Coldewei derzeit nicht barrierefrei ist.
Bernhard Tülp vom Senioren- und Behindertenbeirat der Gemeinde Stadland sieht derzeit das größte Problem beim Rodenkircher Markt, der noch nicht barrierefrei gestaltet sei. Ferner würde zwei Behindertenparkplatzschilder auf dem Marktplatz, vor dem Rathaus, fehlen.
„Hier muss aktuell ein Platz eine Breite von 3,50 Meter haben“, informiert Albert Mumme.
Hans-Hermann Noelcke vom Senioren- und Behindertenbeirat der Stadt Nordenham berichtete von der Initiative des Einzelhandel, in Kooperation mit dem CVJM, ein Klingelsystem zu installieren, das insbesondere Rollstuhlfahrern hilft, mit Unterstützung in die Geschäfte zu gelangen. „So etwas sollte auch in anderen Städten Anklang finden“, meinte Hans-Hermann Noelcke. Ferner hat er einen Antrag an den Rat der Stadt gestellt, dass bei allen Entscheidungen das Thema Inklusion Beachtung findet.
Insgesamt wäre es wünschenswert, wenn es niedrigschwellige Angebote für Behinderte in den Kommunen gebe. Dazu hat die Kreisbehindertenbeauftragte Anita Herrmann bereist mit den Kommunen Kontakt aufgenommen, damit diese Beratungsangebote einplanen.
Auch die zunehmende Digitalisierung stellt ein Problem für Menschen mit Einschränkungen dar, hier ist mehr Information in „leichter Sprache“ von Nöten. Das nächste Treffen mit Vertreten der Kommunen ist für den 23. Juni 2025 geplant. (Text: Kerstin Seeland, Foto; Gabriele Bode)