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25.04.2025, Lokalredaktion
Seit Januar hat das St. Bernhard Hospital in Brake eine neue Leitung: Frank Germeroth ist kein Unbekannter in der Wesermarsch. Im Gespräch spricht er über die ersten Monate im Amt, seine Motivation und die Frage, was jetzt wirklich zählt – in einer Zeit, in der die Zukunft der Krankenhausversorgung auf dem Spiel steht.
Herr Germeroth, Sie sind seit Anfang des Jahres Geschäftsführer des St. Bernhard Hospitals. Wie war Ihr Start?
“Ich bin mit großem Respekt vor der Aufgabe gestartet. Mein erster Schritt war: zuhören, verstehen, Vertrauen aufbauen. Es geht mir nicht darum, sofort alles umzukrempeln. Vielmehr möchte ich gemeinsam mit den Menschen hier das Beste für das Haus und die Region erreichen. Und da steckt unglaublich viel Potenzial: im Team, in den Strukturen, in der Haltung. Es war ein intensiver Einstieg – aber ich bin mit Überzeugung hier.”
Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) sorgt für viel Unsicherheit. Wie gehen Sie damit um?
“Das Gesetz bringt tiefgreifende Veränderungen – viele Fragen sind noch offen. Aber klar ist: Die Krankenhauslandschaft in Deutschland wird sich stark verändern. Wir schauen nicht tatenlos zu. Wir bringen uns ein, zeigen unsere Stärken, machen deutlich, wie wichtig unser Haus für die Gesundheitsversorgung der Wesermarsch ist. Wir kämpfen – nicht aus Prinzip, sondern weil wir wissen, was wir leisten. Und weil wir überzeugt sind, dass es das St. Bernhard-Hospital auch in Zukunft braucht.”
In der Region wird diskutiert, welches Krankenhaus langfristig bestehen bleibt. Wie positioniert sich das St. Bernhard Hospital?
“Die Diskussion um die Zukunft der Krankenhäuser darf kein Gegeneinander sein. Wir brauchen tragfähige Lösungen – gemeinsam, nicht im Wettbewerb. Das St. Bernhard Hospital bringt viel mit: eine lange Geschichte, moderne medizinische Kompetenz, ein starkes Team. Gleichzeitig führen wir einen offenen Dialog, auch mit der Helios Klinik in Nordenham. Am Ende geht es nicht darum, wer „gewinnt“, sondern wie wir gemeinsam die Versorgung sichern.”
Sie sprechen von Aufbruch. Wie zeigen sich diese Veränderungen konkret im Klinikalltag?
“Veränderung beginnt im Kleinen. Ich führe viele Gespräche, höre genau hin, frage nach. Wir überprüfen Abläufe, hinterfragen Bestehendes – nicht aus Kritik, sondern aus dem Wunsch, besser zu werden. Es geht nicht um Tempo, sondern um Richtung. Ich möchte, dass die Mitarbeitenden sich gehört fühlen und dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen.”
Eine spürbare Neuerung im Klinikalltag ist die Einführung der sogenannten Redezeit: Einmal im Monat öffne ich ganz bewusst meine Tür – jeweils zwei Stunden am Vormittag und am Nachmittag – für alle Mitarbeitenden. In diesen offenen Gesprächszeiten geht es nicht nur um Transparenz oder das Beantworten von Fragen. Es geht darum, zuzuhören, Sorgen ernst zu nehmen und ein Gefühl von Nähe und Vertrauen zu schaffen. Gleichzeitig sind es diese Begegnungen, die neue Ideen hervorbringen – oft aus dem Alltag heraus, oft mit großem Herzblut gedacht. Was ich in diesen Gesprächen erlebe, berührt mich. Es zeigt, wie viel Engagement, wie viel Mut und wie viel Mitdenken in unserem Team steckt. Das ist mehr als wertvoll – es ist eine echte Bereicherung für meine Arbeit.”
Was sagen Sie den Menschen in der Region, die um ihr Krankenhaus bangen?
“Ich sage: Wir sind für euch da – und wir hören euch. Die Sorgen sind verständlich, aber wir schauen nach vorn. Unser Haus ist tief in der Region verwurzelt. Es ist ein Ort der Versorgung, der Begegnung und des Vertrauens. Und genau das wollen wir erhalten. Aber das geht nur, wenn wir zusammenstehen – Mitarbeitende, Politik, Bevölkerung. Gesundheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Und genau mit diesem Geist gehen wir in die Zukunft.
„Wir kämpfen – aber wir kämpfen gemeinsam“
Zur Person: Frank Germeroth ist seit Januar 2025 Geschäftsführer des St. Bernhard Hospitals in Brake. Der erfahrene Krankenhausgeschäftsführer ist in der Wesermarsch verwurzelt und steht für eine Führungskultur des offenen Dialogs. Sein Ziel: die Gesundheitsversorgung der Region langfristig sichern – mit Herz, Struktur und einem starken Team. (pm/lr – Foto: Kerstin Seeland)