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27.05.2025, Lokalredaktion
Es sind Bilder, die eine Landschaft zeigen, von denen viele Menschen noch heute träumen. Es sind Menschen, die ihre Heimat, aus der sie einst geflohen sind, vermissen. Ostpreußen, das bis zum Ende des zweiten Weltkrieges noch zu Deutschland gehörte, ist heute aufgeteilt in das litauische Memelland, Polen und Russland.
Der 71-jährige Filmregisseur und Produzent Hermann Pölking-Eiken aus Vechta ist mit seinem Cutter und Archivrestaurator Daniel Tietze, 34 Jahre, aus Lemwerder, im Braker Kino gewesen und stellte dort seinen Film vor.

Der Regisseur hatte selbst keinen familiären Bezug zu Ostpreußen, bekam aber durch eine Fortbildungsreise seiner Ehefrau, die er 1998 an die polnische Grenze begleitete, Kontakt zu diesem Teil der deutschen Geschichte. Dort wurde er von Ostpreußen gepackt und begann zu recherchieren. Material war nicht unbedingt leicht zu finden, vor allem kein Filmmaterial, da die meisten Informationen in den Findbüchern der Archive nicht verzeichnet waren. Am 12. September 2023 erschien zunächst sein Buch „Ostpreußen – Biographie einer Provinz“, für das er sehr ausführlich recherchiert hat. Doch für den Film hat die Recherche insgesamt 12 Jahre gedauert, bis er genug Filmmaterial zusammen hatte. Insgesamt rund 60 Stunden Material aus der Zeit von 1912 bis 1944. Er fand sogar einen Nitro-Zellulose-Film im Stadtarchiv Münster. Diese Art Filme sind jedoch sehr geschützt, da hier sogar eine Explosionsgefahr besteht. Fündig wurde er auch bei einer Kreisgemeinschaft im ehemaligen Ostpreußen. Die Amateurfilme sind Zeitzeugen, ob Urlaubansichten oder das direkte Kriegsgeschehen. Selbst Filme aus der Deutschen Wochenschau konnte der Regisseur verwenden. Dies wurde durch Daniel Tietze und mittels neuester Technik alles restauriert. Der Film besteht aus 60 Filmquellen, die künstlerisch zusammengestellt wurde.
„Ostpreußen – Entschwundene Welt“ ist eine Dokumentation für das Kino, ein Erzählfilm, der den Kinosaal als Fenster zu einer anderen Zeit braucht. Die Kinodokumentation ist ein reiner Kompilationsfilm. Es gibt keine Inszenierungen, keine Statements von Zeitzeugen oder Sachkundigen, keine Neudrehs. Die Dokumentation erzählt allein aus filmischen Quellen – und zu Beginn auch aus akustischen. Da über 80 Prozent der Aufnahmen von Amateuren stammen, erzählt „Ostpreußen – Entschwundene Welt“ immer wieder auch biografisch.
Nur zu Beginn unterbricht „Ostpreußen – Entschwundene Welt“ die Chronologie der Jahre. Denn die Dokumentation beginnt 1944 mit dem Drama des Untergangs und kann dabei – fast schon eine Sensation – auch auf Amateurfilme zurückgreifen. Wenn vom Untergang Ostpreußens im April 1945 in Gewaltorgien, dem ein fast völliger Bevölkerungsaustausch folgte, berichtet ist, beginnt die Dokumentation ihre subjektive Erinnerung an ein „in die Geschichte entschwundenes Land“.
Im europäischen Abseits gelegen, stammt die älteste filmische Quelle zu Ostpreußen aus dem Jahr 1912. Sie zeigt die Landung des militärischen Prallluftschiffs „Parseval 3“ in der Provinzhauptstadt Königsberg am 6. Juni, an der Luftschiffhalle im Villenvorort Klein Amalienau. Nur 15 Sekunden lang ist eine Pathé Wochenschau aus dem Folgejahr, die Kaiser Wilhem II. beim Besuch der Jahrhundertausstellung 1913 in Königsberg zeigt. Erst der Erste Weltkrieg, in dem Ostpreußen als einzige deutsche Region zum Kriegsschauplatz wurde, liefert ab 1914 auch Aufnahmen, in denen die Wochenschauen mit den Kriegswirren auch beiläufig das Land zeigen.
Ostpreußen hat mit den drei Ausnahmen Paul Lange, Erika Puchstein und Kurt Skalden keine Berufsfilmer gekannt. Zu Beginn der 1930er waren sie bereits nach Berlin übersiedelt. Was sie in ihrer damaligen Heimat an Dokumentationen und Kulturfilmen drehten, ermöglicht es, das Leben in den Regionen der Provinz ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre geografisch und sozial breit zu zeigen.
Den Blick lenken vor allem Besucher, die zwischen 1926 und 1943 mit der Amateurkamera in die Provinz reisten. Die älteste Amateuraufnahme stammt von einem Industriellen aus Aschaffenburg. Er filmte 1926 auf 16mm-Film Königsberg und die Samlandküste. (Fotos und Text: Kerstin Seeland)
Vorführtermine in Brake:
Sonnabend, 31. Mai 2025 – 19 Uhr und Sonntag, 1. Juni 2025 – 19 Uhr (Regisseur ist anwesend)
Vorführtermine in Nordenham:
Mittwoch, 25. Juni 2025 – Uhrzeit und weitere Termine standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest
Wann: 31.05.2025, 19:00 Uhr
Wo: Hafenstraße 1a, 26919 Brake