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01.11.2024, Lokalredaktion
„Die Kirchengemeinde Schwei darf stolz sein, denn ein lange Zeit demoliertes und rigoros vereinfachtes Kunstwerk der St.-Secundus-Kirche, aus der Werkstatt des Hamburger Bildhauers Ludwig
Münstermann hat am Ende eines langen Weges endlich zu neuer Vollständigkeit und Schönheit gefunden“, sagte Achim Knöfel im Festgottesdienst zur Rückgabe der Altarfiguren, am Sonntag, in Schwei. “In die Mitte des frühbarocken Altarretabels ist diejenige Bildbotschaft zurückgekehrt, die
den Stiftenden des 17. Jahrhunderts ganz besonders wichtig war“, unterstrich Achim Knöfel. Er führte weiter aus, dass die Einsetzung des Heiligen Abendmahls dargestellt ist. Der Brot und Wein an seine Jünger austeilende Christus, hervorgehoben durch den leuchtenden Strahlenkranz um sein Haupt, wird zum Zentrum einer dreidimensionalen Rauminstallation. So ähnlich gab es das bisher nur in den
Kirchen von Hohenkirchen, Rodenkirchen und Berne. Das Bildprogamm des Retabels stammt vermutlich, so Achim Knöfel, von Pastor Edo Wolfgang Faselius, der von 1622-1644 im Amt war und zeigt links die
Verkündigung an Maria, in der Mitte die Christgeburt und rechts die Beschneidung Jesus.
Ganz oben thront der Auferstandene mit Siegesfahne. Das Obergeschoss zeigt die Kreuzigung und das Mittelgeschoss zeigt die Einsetzung des heiligen Abendmahls, gerahmt von den Figuren Moses (Gesetz)
und Johannes (Gnade), der durch Fingerzeig auf die Kreuzigung im darüber liegenden Geschoss weist. Auf den Flügeln, links und rechts, standen vermutlich ursprünglich die Einsetzungsworte, links Brot und rechts Wein. In der Kuppel steht Heilig, Heilig, Heilig geschrieben, als Hinweis auf die Verehrung des Allerhöchsten im Tempel zu Jerusalem. Über der Kuppel zu sehen sind die Allegorien Pax (Frieden) und Concordia (Eintracht). Am 30. März 2022 gab es nach einem Gespräch mit Dr. Anna Heinze, Direktorin des Landesmuseums Oldenburg für Kunst & Kultur, das erfreuliche Ergebnis: Die Reste der Abendmahlsgruppe, die dort seit rund 170 Jahren lagerten, durften als Leihgabe nach Schwei zurückkehren.
Der Kirchbauverein machte sich ans Werk, um das Kunstwerk restaurieren bzw. ergänzen zu lassen. Fachlich wurde der Verein unterstützt durch Dr. Dietmar Ponert, einem Kunsthistoriker und Münstermann-Experte, dem „wandelnden Kirchenlexikon“ Achim Knöfel, dem niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Christoph Schmidt-Rhaesa, Denkmalschutzbeauftragter des Oberkirchenrates Oldenburg , sowie Pastorin Birgit Faß und Pastor Tom Brok, als Vertreter der Ludwig Münstermann-Gesellschaft.
Besonders erfreut zeigte sich der Kirchbauverein, dass sie den Restaurator Uwe Pleninger gewinnen konnten, der viel Zeit und Mühe investiert hat, die Abendmahlsgruppe wieder zu komplettieren und alles insgesamt zu restaurieren. Die gesamte Maßnahme kostete letztendlich rund 27.500 Euro. Ermöglicht wurde die Umsetzung der Restauration vor allem durch die finanzielle Zuwendung durch Dr. Harro Lührmann, der aus der Johann-Emkes-Stiftung seines Großvaters 80 Prozent der Kosten beisteuerte.
„Dies ist nicht nur ein Altar, sondern ein Stück geschnitzte Reformationstheologie“, unterstrich Pastorin Birgit Faß, „Es war allen ein wichtiges Anliegen, diese Stück wertvolle Kunstgeschichte wieder nach Schwei zu holen.“ Auch Stadland Bürgermeister Harald Stindt betonte, dass man sich nicht so schnell satt sehen könne. „Wir sind stolz und glücklich, dass wir hier, vor dem neuen Altar, stehen können. Kreispfarrerin Christiane Geerken-Thomas dankte allen, die sich an dem Projekt beteiligt haben und drückte ihren Wunsch aus, dass das Abendmahl mehr Wertschätzung erfährt. (Fotos und Text: Kerstin Seeland)