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15.04.2025, Lokalredaktion
Am 17. Mai 2025 wird im Handwerksmuseum Ovelgönne, die neue Sonderausstellungseröffnung „STURM, STURHEIT, DEICHE –Anton Hullmann in der Wesermarsch“ um 17 Uhr eröffnet.
Anton Hullmann (1891 bis 1968), ein gebürtiger Colmarer, aus der Gemeinde Ovelgönne, schaffte den bemerkenswerten Aufstieg vom Pächtersohn zum Kapitän. Sein Weg war geprägt von Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit, wobei er sich nicht scheute, auch mal unbequem zu sein. In unterschiedlichen Epochen – sei es im Kaiserreich, während der NS-Zeit oder in der Adenauer-Ära – stellte er sich mächtigen Persönlichkeiten entgegen und erreichte dennoch fast immer seine Ziele.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945, wurde Hullmann als unbelastet und kompetent angesehen. Die amerikanischen Besatzer ernannten ihn zunächst zum Bürgermeister von Ovelgönne und anschließend zum kommissarischen Vorsteher des II. Oldenburgischen Deichbandes. Seine Sprachgewandtheit – fließend in Englisch und Plattdeutsch – dürfte ihm dabei zugutegekommen sein.
Die von ihm übernommenen Deiche befanden sich in einem desolaten Zustand, da sie während des Krieges als militärische Befestigungen genutzt worden waren. Erst nach den schweren Sturmfluten im Frühjahr 1946 konnte Hullmann mit der Reparatur beginnen. Dabei arbeiteten 400 Männer für einen geringen Stundenlohn von 57 Pfennigen, ergänzt durch Stiefelgeld und Verpflegung.
Die katastrophale Holland-Sturmflut im Januar 1953, die rund 2000 Todesopfer forderte, machte jedoch deutlich, dass bloße Reparaturen nicht mehr ausreichten. Dies führte zu einem neuen Ansatz im Küstenschutz, bei dem erstmals vorausschauend geplant wurde. 1954 beschlossen Bund und Länder den „großen Küstenplan“, um alle Nordseedeiche zu stärken. Für den II. Oldenburgischen Deichband waren Zuschüsse von insgesamt 54 Millionen DM eingeplant.
Als 1956 die finanziellen Mittel ins Stocken gerieten, zeigte Hullmann erneut sein diplomatisches Talent. Er lud den Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für innere Verwaltung in die Wesermarsch ein und verdeutlichte ihm die Dringlichkeit der Deicharbeiten.
Dank seines entschlossenen Auftretens und seiner Überzeugungskraft konnte Hullmann viele seiner Forderungen durchsetzen. Seine Hartnäckigkeit war legendär und wurde von Heddo Peters treffend beschrieben: „Hullmann war durch seine starke Persönlichkeit und imposante Erscheinung jederzeit in der Lage, seine Forderungen klar und standhaft zu vertreten – notfalls auch mit Nachdruck.“
Im November 1961 trat er nach einer Reihe eigenmächtiger Entscheidungen von seinem Amt zurück. Kurz darauf wurde die Wesermarsch von der Sturmflut 1962 heimgesucht, doch die von Hullmann mitinitiierten Deicherhöhungen hielten stand. Sein kommissarischer Nachfolger, Walter Mengers, stand dennoch vor einer enormen Herausforderung.
Wann: 17.05.2025, 17:00 Uhr
Wo: Breite Straße 27, 26939 Ovelgönne