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17.01.2025, Lokalredaktion
Noch kein Aufschwung in der Wirtschaft unserer Region – der Reformbedarf ist groß. Konjunkturindex steigt aber leicht Oldenburg. Die konjunkturelle Stimmung im Oldenburger Land hat sich etwas entspannt. Sowohl die Bewertung des vierten Quartals 2024 als auch die Erwartungen der Unternehmen haben sich verbessert. Das hat eine Umfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) unter rund 275 Mitgliedsunternehmen ergeben. Der daraus von der IHK vierteljährlich ermittelte Konjunkturklimaindex steigt um rund sieben Zähler auf 89,9 Punkte und überschreitet damit erstmals seit drei Jahren den Fünfjahresdurchschnitt (86,7 Punkte).
„Der Anstieg dürfte noch nicht den Beginn eines länger anhaltenden Aufschwungs markieren, sondern ist vermutlich nur ein Strohfeuer“, kommentiert Björn Schaeper, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik, die leichte Stimmungsverbesserung.
Zwar haben die Auftragseingänge in der Industrie spürbar zugenommen und die Situation der Branche etwas verbessert. Die Zunahme könnte aber zum großen Teil auf einem „Trump-Effekt“ beruhen: amerikanische Unternehmen ordern verstärkt und füllen ihre Lager auf, bevor mögliche Zollerhöhungen die Waren verteuern. Hiervon profitieren Unternehmen entweder direkt oder als Vorlieferanten.
Auch das vorzeitige Aus der Ampel-Koalition dürfte die Hoffnung auf eine verlässlichere Wirtschaftspolitik verstärkt und zur leichten Stimmungsaufhellung beigetragen haben, so Schaeper.
Die aktuelle Geschäftslage wird von jedem fünften befragten Unternehmen als gut und von 60 Prozent als befriedigend beurteilt. Damit ist der Saldo aus Gut- und Schlecht-Meldungen erstmals seit eineinhalb Jahren wieder leicht positiv. Alle Branchen, insbesondere Industrie und Einzelhandel, melden gegenüber dem Vorquartal eine Verbesserung. Dennoch: Die Salden bleiben überwiegend negativ. Nur Bau- sowie Dienstleistungsgewerbe bilden eine Ausnahme.
Der Ausblick in die nähere Zukunft wird von einigen Branchen nicht mehr so skeptisch gesehen wie im dritten Quartal 2024. Das gilt vor allem für das Baugewerbe und den Einzelhandel. Im Verkehrsgewerbe verbessert sich die Erwartungshaltung, sie bleibt aber negativ. Nur im Großhandel nimmt die Skepsis zu. Insgesamt erwarten rund 30 Prozent eine ungünstigere Entwicklung, nur acht Prozent blicken optimistisch auf die nächsten Monate. Beschäftigungs- sowie Investitionspläne zeigen weiter nach unten. Daher sei kein Aufschwung in nächster Zeit zu erwarten, so Schaeper.
„Fakt bleibt, dass sich die konjunkturellen und vor allem die strukturellen Probleme der Wirtschaft nicht so schnell beheben lassen“, stellt der IHK-Geschäftsführer fest. Zumal weiteres Ungemach drohe, falls Trump seine Zollerhöhungen wahr machen sollte. Daher müsse Deutschland in erster Linie seine Hausaufgaben machen und sich reformieren. „Es bedarf eines erheblichen Kraftaktes, Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen“, meint Schaeper.
Branchenergebnisse
Die Industrieunternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage merklich besser als im dritten Quartal 2024. Die Auftragseingänge sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland haben zugenommen. Die Erwartungen für die nächsten Monate bleiben trüb. Jedes dritte Unternehmen ist skeptisch, nur acht Prozent zuversichtlich. Hier dürfte die angekündigte Zollpolitik in den USA ihre Schatten vorauswerfen. Risiken sind zunehmender Wettbewerbsdruck aus Fernost und die überhandnehmende staatliche Regulierung.
Im Baugewerbe hat sich die Stimmung zum vierten Quartal 2024 im Vergleich zu den Vorquartalen deutlich verbessert. Die Einschätzungen von Lage und Erwartungen fallen deutlich besser aus. Grund für die bessere Stimmung dürfte zum einen sein, dass sich die Ertragslage – auch wenn der
Saldo leicht negativ bleibt- verbessert hat. Zudem besteht die Hoffnung, dass die Zinssenkung bald Wirkung zeigt und zu mehr Aufträgen führt.

Die Stimmung im Einzelhandel hat sich etwas gebessert. Die Teilnehmenden verzeichnen eine leicht gestiegene Konsumneigung bei den Kunden, was sich positiv auf die Ertragslage auswirkt. Auch der Blick nach vorn fällt etwas optimistischer aus: Nur noch rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer erwartet, dass sich die Geschäftslage „eher ungünstig“ entwickelt (Vorquartal: 52 Prozent), 60 Prozent der Befragten rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung.
Der Anteil der positiven Rückmeldungen zur aktuellen Geschäftslage ist beim Großhandel auf zehn Prozent gestiegen. Gleichzeitig berichtet fast jeder dritte Betrieb über eine schlechte Geschäftslage. Der Binnengroßhandel meldet weiterhin schlechtere Zahlen als die im Im- und Export tätigen Firmen. Fast jedes vierte Unternehmen geht von einer eher ungünstigen Geschäftsentwicklung aus, nur rund zwei Prozent von einer eher besseren.
Die gegenwärtige Geschäftslage wird im Transport- und Logistikgewerbe von über 80 Prozent der Befragten als zufrieden stellend bezeichnet, 16 Prozent bewerten diese als schlecht. Gestiegene Preise haben zu Transportrückgängen geführt. Die Erwartungen für die nächsten Monate
haben sich gegenüber dem Vorquartal zwar verbessert, der Saldo aus „eher günstiger“ und „eher ungünstiger“- Meldungen bleibt aber deutlich negativ. Die Preise für Transportlogistik dürften stärker steigen als in den Monaten zuvor. Zukunftschancen werden in einem steigenden Umschlag am
JadeWeserPort gesehen.
Die Stimmung in der Dienstleistungsbranche verbessert sich leicht: Vier von zehn befragten Unternehmen berichten von einer guten Geschäftslage. Die Zahl der negativen Stimmen bleibt gering. Besonders gut laufen die Geschäfte in den Branchen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und
Buchführung. Auch wenn sich die Erwartungen etwas trüben, die Mehrheit rechnet mit einem eher gleichbleibenden Verlauf. (pm/lr)