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29.07.2024, Lokalredaktion
Gemeinsamkeit gegen Gewalt und Übergriffe auf Großveranstaltungen zeigten jetzt die Organisatoren und Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Nordenham für das Stadtfest, der Gemeinde Ovelgönne für den Ovelgönner Pferdemarkt und der Gemeinde Stadland für den Roonkarker Mart, gemeinsam mit dem Landkreis Wesermarsch und der Diakonie im Oldenburger Land.
Friedlich feiern, Spaß haben und sich sicher fühlen, das ist das Konzept „ Wir feiern sicher! Und du? Falls nicht, frag nach Toni“. Das Konzept geht auf eine Idee von Ilona Tetzlaff von der Nordenham Marketing und Touristik zurück, die von dem Konzept „Wo bitte geht’s nach Panama?“ aus Ovelgönne gehört hat und dies in ähnlicher Form für das Nordenhamer Stadtfest umsetzen wollte. Kurze Kommunikationswege und schnelle Hilfe sind hier die zentralen Elemente des Konzepts.
Es geht dabei eindeutig um null Toleranz für Übergriffe auf Freiluftveranstaltungen.
Jedes Jahr kommt es auch auf den vielen open-Air-Veranstaltungen in der Wesermarsch zu Übergriffen. Unter anderem sind sexuelle Übergriffe auf Frauen fester Bestandteil solcher Veranstaltungen.
Weit verbreitet ist auch die Verabreichung von K.o.-Mitteln. Dabei wird den Betroffenen, meist Frauen, eine geschmacksneutrale Flüssigkeit ins Getränk geschüttet, die zu einem mehrstündigen Gedächtnisverlust führt.
Ferner kommt es durch Täterinnen und Täter auch zu Grenzüberschreitungen, körperlichen Übergriffen wie das Begrapschen, verbalen Übergriffen wie anzüglichen Bemerkungen (Catcalling), penetrantem und aggressivem Bedrängen und Ausfragen von Telefonnummern und Namen, Verfolgen auf dem Heimweg und/oder zu Diskriminierungen.
Unter den gegebenen Bedingungen ist es für die Betroffenen oft nicht einfach, auf sich aufmerksam zu machen oder Hilfe zu holen, um der Situation zu entkommen.
Mit diesem Konzept soll zum Einen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es solche Vorfälle auch im Landkreis Wesermarsch gibt und zum Anderen soll eine Sensibilisierung zum Thema sexualisierte Gewalt erreicht werden, so dass solche Vorfälle im besten Fall seltener vorkommen und wenn, dann sensibel mit der Situation umgegangen wird.
Ferner sollen durch die verschiedenen Maßnahmen des Konzeptes auch Begleitpersonen sensibilisiert werden, wenn sie z.B. auffälliges Verhalten bemerken Dieses auffällige Verhalten ist nicht selten bei der Verabreichung von K.o.-Mitteln der Fall.
Außerdem soll durch die Maßnahmen nicht nur das subjektive Sicherheitsgefühl von Frauen gestärkt werden, sondern auch die tatsächliche Sicherheit aller Besucher.
Durch die Einbindung der Gleichstellungsbeauftragten, der Frauenberatungsstelle und der jeweiligen Kommune in die Konzepterstellung, wurde ein interdisziplinäres Team gebildet, das die jeweiligen Expertisen einbringt.
Es finden Präventionsmaßnahmen und Trainings von Sicherheitspersonal, Gastronomen, Sanitätern und weiterem Personal auf den Veranstaltungen statt. In diesen Trainings werden sie nochmals thematisch sensibilisiert und geschult, um Anzeichen von Gewalt schneller erkennen und angemessen reagieren zu können. Auch der Umgang mit Betroffenen wird nochmals thematisiert. Durch die Schulung und Sensibilisierung eben jener Mitarbeiter im Vorfeld werden bereits wichtige Akteure dieser Feste in die Thematik eingebunden.
Des Weiteren werden vertrauliche Anlaufstellen für Betroffene als solche gekennzeichnet. Dort können sich Betroffene schnell, anonym und unkompliziert – unter anderem mit dem Codewort – ,Ist Toni hier“ an die Thekenkräfte wenden und werden bestenfalls direkt aus der Situation begleitet und ein sicherer Heimweg organisiert. Auch eine sichere Telefonnummer für spontane Hilfe vor Ort wird es geben, an die sich die Betroffenen wenden können, wenn sie beispielsweise aus einer unangenehmen Situation in einen Sanitärbereich flüchten und von dort aus zu einem sicheren Ort begleitet werden wollen.
Darüber hinaus wird es Aufklärungsmaterial in Form von Bannern und Plakaten geben. Die Plakate werden überall auf den Veranstaltungen an den Ständen angebracht. Über einen QR-Code, der auf allen Bannern und Plakaten zu finden ist, können Betroffene auf einer Internetseite weitere Hilfestellungen bekommen.
Auch Flyer mit Kontaktdaten der örtlichen Beratungsstellen sind vorhanden, so dass Betroffene auch im Nachhinein noch die Möglichkeit haben, sich an diese zu wenden. „Zusätzlich erhoffen wir uns, durch das Konzept einen Abschreckungseffekt erzielen zu können und potenzielle Täter davon abzuhalten, sich unangemessen zu verhalten“, betont Maran Ozanna, Leitung Referat für Gleichstellungsfragen des Landkreises Wesermarsch.
Durch die Feedbackmöglichkeit können Betroffene und der mit einbezogene Personenkreis ihre Erfahrungen und Bedenken mitteilen, um das Konzept stetig zu verbessern und so zur Sicherheit auf den Freiluftveranstaltungen in der Wesermarsch beitragen, damit alle Besucher*innen Spaß am Feiern haben. Foto: Kerstin Seeland – Für Null Toleranz für Übergriffe auf Freiluftveranstaltungen stehen v.l. Ilona Tetzlaff und Svanja Faehse von Nordenham Marketing und Touristik, Karin Windheim-Czichon (Gleichstellungsbauftragte Stadt Nordenham), Maren Ozanna, Leitung Referat für Gleichstellungsfragen des Landkreises Wesermarsch und Christiane Hagen (Gemeinde Stadland).