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19.01.2025, Lokalredaktion
Der BUND Wesermarsch hatte zu einer umweltpolitischen Podiumsdiskussion mit den Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 28 (Wesermarsch, Delmenhorst und Oldenburg-Land) in die Kulturmühle Berne eingeladen. Mit dabei waren Bastian Ernst (CDU), Christian Suhr (Linke), Christina-Johanne Schröder (Bündnis90/Die Grünen), Hamza Atilgan (SPD) und Carsten Helms (FDP) in Vertretung für den Kandidaten Christian Dürr. Moderiert wurde die Veranstaltung von Hartmut Backhaus und Annette Chapligin von der BUND-Gruppe.
Die Kandidaten sollten Stellung nehmen zu den Themen Klimaschutz, Mobilität, Straßen, Wasserwege, Hafenpolitik, Energiepolitik, Landwirtschaftspolitik, Naturschutz und Biodiversität sowie Moore, Gewässer und Küstenschutz.
Einig waren sich alle Kandidaten, dass Klimaschutz notwendig sei, nur in der Umsetzung gab es unterschiedliche Ansichten. Für Carsten Helms könnte das Umweltbundesamt abgeschafft werden, da es auf vielen Ebenen Organisationen und Institutionen gebe, die diese Aufgaben wahrnehmen. Christian Suhr wünscht sich mehr Ordnungsrecht. Er sei ein Freund von Bürokratie und das Umweltbundesamt sei eine gute Quelle für Informationen. Christina-Johanne Schröder betonte, dass Umwelt, Klima und Naturschutz zur DNA der Partei der Grünen gehören. Sebastian Ernst meinte, dass auf kommunaler Ebene alle Faktoren beachtet werden müssen, unter anderem Wettbewerb und Bildung als Schlüssel zum Erfolg. Hamza Atilgan wünscht sich mehr sozialen Zusammenhalt und mehr Investitionen in soziale Marktwirtschaft. Umweltpolitik dürfe nicht immer weiter nach hinten geschoben werden,
„Deutschland hat sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden“, betont Annette Chapligin. Von den Kandidaten wollte sie wissen, welches die drei Haupthandlungsfelder in der Region zum Thema Klimaschutz sind. Bastian Ernst möchte den Weg der erneuerbaren Energien weitergehen und den Atomausstieg nicht rückgängig machen. „Die Kommunen müssen die energetische Planung weiter vorantreiben und den ÖPNV fördern“, sagte er. „Wenn man sich Klimaschutz nicht leisten kann, kann man sich nichts mehr leisten“, unterstrich Christina- Johanne Schröder und verwies darauf, dass auch nicht ständig Neubauten errichtet, sondern stattdessen die Förderung für Sanierungen vorangetrieben werden sollte. Ferner sollte es im Rahmen des ÖPNV eine bezahlbare Mobilität geben. „Wir müssen einfach weiter denken und den eigenen Müll vor der eigenen Tür aufräumen“, sagte Christian Suhr. Auch müsse mehr großen Maßstäben gedacht werden. „Die Moore müssen geschützt werden und Konzerne die für die Verschmutzung der Umwelt verantwortlich sind, in die Verantwortung genommen werden.“ Gemeinsames Handeln in der Europäischen Union ist gerade im Klimaschutz notwendig. „Wir wollen Vorbild für nachhaltige Wirtschaft sein“, betonte Carsten Helms. Ferner müsse das Netzentgelt reformiert werden. Entgelte müssten in Abhängigkeit zur Entfernung gezahlt werden.
Auf die Frage von Hartmut Backhaus wie Landwirte beim Thema Moor mit eingebunden werden können, meinte Bastian Ernst, dass auf kommunaler Ebene mehr Spielraum für Entscheidungen geben müsste, Christina-Johanne Schröder informierte, dass Photovoltaik-Anlagen auf Mooren durchaus möglich wären und das Moorbodenschutz auch bedeute, zu anderen Formen der Landwirtschaft zu kommen. Hamza Atilgan machte den Vorschlag, nach dem Vorbild der Niederlande den Schlick aus der Weser auf die Moore zu verteilen und verwies auf ein Forschungsprojekt, das zurzeit Erkenntnisse daraus sammelt. „Wir brauchen Schwammstädte und Bäume die Schatten spenden, das ist besser als PV-Anlagen auf dem Dach“, sagte Christian Suhr. Was die Biodiversität angehe, sollte nicht nur an Habitate, sondern auch an die Futterplätze gedacht werden. Er plädierte ferner dafür, dass Grünflächen länger stehen gelassen werden und nicht permanent auf Golfplatzniveau gemäht werden.
Auch bei der Frage ob eine grundlegende Änderung der Landwirtschaft vonnöten sei, drifteten die Antworten auseinander. Christian Suhr hätte gern eine komplett nachhaltige Landwirtschaft, Hamza Atilgan wünscht sich auch hier weniger Bürokratie und ein größeres Bewusstsein mit dem Umgang der Ressource Lebensmittel. Ferner müsse die Landwirtschaft auch weiterhin gefördert werden. Bastian Ernst setzt eher auf konventionelle Landwirtschaft, die jedoch kontrolliert und dokumentiert werden muss. Auch er sprach sich für eine Förderung der Landwirtschaft aus und betonte, dass die Erzeugung von biologischen Lebensmittel schon der richtige Weg sei. Christina-Johanne Schröder verwies auf einen Bürgerrat der zum Thema Ernährung geschaffen wurde.
Zum Thema Energie positionierte sich Bastian Ernst dahingehend, die Windenergie weiter auszubauen, Bayern mit ins Boot zu holen und vor allem, dass grüner Wasserstoff die Zukunft sein soll. Auch Hamza Atilgan sprach sich dafür aus, das Wasserstoffnetz weiter auszubauen und grünen Strom über Konverter in Wasserstoff umzuwandeln, damit dieser direkt an Unternehmen und die Bürger abgegeben werden kann. Christian Helms ist dafür, Speicher massiv auszubauen und auch den Bürokratieabbau weiter voranzutreiben. „Energieversorgung gehört in die öffentliche Hand“, unterstrich Christian Suhr und verwies darauf, dass Anreize geschaffen werden müssen, um weiter Energie einzusparen. „Wir müssen nachhaltig statt wirtschaftlich denken.“ Heizen und Autofahren – da gehört Wasserstoff nicht hin“, betonte Christina-Johanne Schröder.
Beim Thema Weservertiefung waren sich alle Bundestagskandidaten einig und machten deutlich, dass sie dagegen sind. Ganz anders beim Bau der A 20 – hier waren Christian Suhr und Christina-Johanne Schröder gegen den Bau, während Christian Helms, Bastian Ernst und Hamza Atilgan sich für den Bau der Autobahn aussprachen. (Foto und Text: Kerstin Seeland)
Titelbild von links: Carsten Helms, Christian Suhr, Hartmut Backhaus, Annette Chapligin, Christina-Johanne Schröder, Bastian Ernst und Hamza Atilgan